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Komplexe generieren – denke selber, sonst tun es andere für dich

10 Dinge die du beim ersten Date nicht tun solltest.
Mein Unterbewusstsein muss mir suggeriert haben, dass mein täglicher Bedarf an Hirnwäsche noch nicht gedeckt ist.
Es gibt keine andere logische Erklärung dafür, warum ich sonst eine Frauenzeitschrift gelesen habe.

Ich weiss jetzt, welcher Bikini-Typ ich bin, welches Wasser die Promis trinken und dass Ethno-Look grad voll im Trend liegt.

Ich könnte schwören, ich hatte gerade einen kurzen Anflug von Unterleibsschmerzen.

Und ich fühle mich fett.
Aber dagegen kann ich was tun.
Ich habe da einige Tipps bekommen.

Auch die Ratschläge, was man beim ersten Date nicht tun soll, wirken irgendwie einleuchtend.

Ich muss pinkeln.

Beim Händewaschen schau ich so in den Spiegel und merke, dass ich mich doch eigentlich ganz ok finde.
Und warum sollte ich einen Bikini tragen?
Auch fällt mir ein, dass ich gar keine Dates habe.

Ich treffe mich schon mit Frauen.
Aber ich date sie nicht.
Zumindest nicht auf diese handelsübliche, verkrampfte Art.
Überhaupt fühle ich mich in meiner Freizeit eigentlich ziemlich frei darin, mich so zu benehmen wie mir gerade der Sinn steht.
Es soll ja Leute geben, die sich gerne ein Korsett anziehen.
Aber die bin ich nicht.
Ich fühle mich dazu geschaffen, mich zu sein.

Vielleicht definiere ich das aber auch nur über Dinge, die mir als Ideale eingepflanzt wurden.
Auch egal.
Ich bin super.

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„Das ist ein Puff“

„So.“ sage ich zu meinem 8 jährigen Sohn.
„So.“
Er schaut schief von unten hoch.
„So. Das ist ein Puff.“ beginne ich ihm die Gegebenheiten zu erklären.

Einige fragen sich jetzt vielleicht, was zu Hölle ich mit einem 8 jährigen im Puff mache?
Eine Frage die sich der Typ, der gerade auf uns zueilt, bestimmt auch stellt.
Das hat nichts mit Vernachlässigung der elterlichen Fürsorgepflicht zu tun.
Im Gegenteil.
Ich will ihm doch nur die Welt erklären.
„Kinder haben hier nichts verloren! Raus mit euch!“
Sein gestreckter, rechter Arm deutet in Richtung Türe.
Was für ein unfreundlicher Kotzbrocken.

Vor der Tür fragt mich der Kleine, „Papa, wenn die Frauen da drin die Wirtschaft und die Männer die Landesregierungen sein sollen, was ist dann der wütende Onkel?“
„Das, mein Junge“ erkläre ich, während ich mich zu ihm runter knie und meine Hand auf seine Schulter lege. „das ist die europäische Flüchtlingspolitik.“
„Und warum hat er uns rausgeschickt?“
Ich schaue ihm tief in die Augen.
„Du bist doch schon ein grosser Junge. Ein kleiner Mann.“
Der kleine nickt.
„Die wollen halt nicht, dass der kleine Mann alles mitbekommt, was sich hinter dieser Türe abspielt.“

Er steckt die Hände in die Hosentasche und tritt gegen einen auf der Strasse liegenden Kieselstein.
Während er ihm nachsieht meint er trotzig „Das ist gemein.“
„Gemein ist der ehrbare Prinz, der zur Errettung der Jungfrau in Nöten auf seinem weissen Gaul angeritten kommt.“

Der kleine blickt mich fragend an.
„Wärst du ein Mädchen, würdest du das verstehen.“
„Warum ist der Prinz gemein?“
„Weil es ihn und seinen Schimmel nicht gibt. Der Prinz ist eher ein Lagerist im Fiat Punto. Und das einzige was einem Schimmel nahe kommt, ist höchsten der den Polyester-Socken zu verdankende Fusspilz.“

Der Kleine sieht leicht verwirrt zu mir.
Ich nehme ihn in den Arm und drücke ihn.
„Es ist nicht immer einfach.“
„Mammuts sind auch ausgestorben.“ Nuschelt er in meine Schulter.
„Vieles kommt. Vieles geht. Nichts ist von Ewigkeit.“

Woran kann man sich noch orientieren?
Verloren in einer Welt voller Reizüberflutung durch die Unbeständigkeit.