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Das Leben und Ben

#18 Einige Prellungen und Schürfungen. Das wird wieder

Mein Speichel schmeckt nach Metall, mein Kopf brummt, stechender Schmerz in meinen Rippen und mein Arme schmerzen höllisch. Ich liege seitlich auf dem Boden und versuche meinen Bauch mit meinen Beinen und den Kopf mit meinen Armen zu schützen. Kompakter kriege ich das Päckchen nicht hin. Und schon knallt der nächste Fuss gegen meine Unterarme. Edona schreit sich verzweifelt die Seele aus dem Körper. „Ben! Ben! Nein! Hört auf! Ihr bringt ihn noch um! Hört auf! Lasst ihn ihr Schweine!“ Ich höre den einen irgendwas rufen, aber nur dumpf. Alles wird immer leiser. Mir wird schlecht.

Langsam werde ich wach. Ich versuche gerade rauszufinden, ob ich eine Stelle an meinem Körper ausmachen kann, die nicht schmerzt. Ich öffne die Augen und schau mich erst mal um, ohne mich gross zu bewegen. Edona sitzt neben mir am Bett und lächelt mich an. „Endlich bist du wach!“ Sie beugt sich über mich und gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Wie fühlst du dich?“ „Wie frisch ausgekotzt…“ Ich merke gerade, dass ich wohl in einem Krankenhaus bin. Igitt. Ich drehe mich auf den Rücken um mich aufzusetzen. Da sehe ich Jasa und Onkel Jan am Fussende des Bett stehen. Jasa grinst etwas zögernd und winkt mir zu. Mein Onkel lacht mich an und kommt näher zu mir. „Ben, ich bin so froh, dass du ok bist … was ist passiert? Wer hat dir das angetan?“ Ich denke kurz nach. „Ich bin mit Edona durchs Quartier geschlendert. Wir waren bei Nexhmedin und haben nen Döner gegessen … da sind plötzlich ein paar Jungs von du weisst schon wem aufgetaucht. Die haben was gelabert von wegen, dass ich da nichts verlören hätte, dass das jetzt ihre Ecke wäre und so … Die waren zu Dritt. Wir sind also rausgegangen aber sie kamen uns nach. Ziemlich weit. Wir wollten die Brauerstrasse runter und sie dort abhängen … da haben sie uns schon eingeholt und gingen auf uns los…“ „Einer dieser Ärsche hat mich festgehalten. Ich wollte Hilfe holen. Dann habe ich geschrien so laut ich konnte. Aber es kam einfach voll lange niemand … irgendwann kam dann die Polizei und ein Krankenwagen.. Aber die sind davongekommen.“ „Apropos Bullen. Da wartet einer draussen. Der hat gesagt, er muss deine Aussage aufnehmen, wenn du dann wach bist.“ meint Jasa. Ich schau zu meinem Onkel. Er nickt mir zu und lächelt. „Schon gut Ben. Rede mit ihm. Du weisst ja wie das läuft..“ er klopft mir auf die Schulter und zieht seine Hand sofort wieder weg als er bemerkt, dass mir das weh tut. „Entschuldige. Ich… wollte nicht…“ „Alles gut. Geht schon wieder.“ Onkel Jan geht zur Türe, öffnet sie und streckt seinen Kopf raus. „Er ist jetzt wach.“ Ein paar Sekunden später betritt ein Typ das Zimmer, der nicht zivi-bulliger hätte aussehen können. Baseballmütze, Sonnenbrille, blaues Polo-Shirt in die Jeans gestopft, Bauchtasche und weisse Sportschuhe. Er steckt seine Sonnenbrille in die Brusttasche und kommt zu mir ans Bett. „Hallo Ben. Ich darf dich doch duzen?“ Ich zucke mit den Schultern. „Mir egal.“ „Na gut…“ Er sieht die anderen im Zimmer an. „Darf ich sie bitten, das Zimmer zu verlassen? Ich würde gerne mit Ben alleine reden.“ Jasa dreht sich ab um zu gehen und Edona steht von der Bettkante auf. „Nein. Die bleiben schön hier. Ich bin nicht so gerne alleine mit einem Polizisten in einem Raum.“ Jasa dreht sich wieder zurück, Edona setzt sich wieder und legt ihre Hand auf meinen Oberschenkel. Onkel Jan grinst mich an. Der Polizist schaut mich etwas verdutzt an. „Na dann bleiben sie hier … Ich möchte mit dir über gestern Abend reden. Was genau ist da passiert?“ „Ich wurde verprügelt.“ „Und weiter?“ „Dann bin ich eben in einem Krankenhaus aufgewacht … In welchem eigentlich? Wo sind wir hier?“ „Triemli“ sagt Edona und fährt mir über den Rücken mit ihrer Hand. „Ok Ben. Dass du verletzt wurdest und deswegen ins Krankenhaus musstest, das wissen wir bereits.“ Er scheint etwas entnervt. „Aber wer war das? Was war der Grund? Kannst du mir dazu etwas sagen?“ Klar kann ich dir das sagen. Es waren Jungs von Costa. Es geht um Quartierkampf. Mach doch deine Hausaufgaben! „Keine Ahnung. Weiss nicht was die wollten … wohl einfach ein paar auf Krawall gebürstete Spassten…“ Er schaut mich misstrauisch an. „Irgendwelche Schläger? … da bist du dir sicher?“ „Äh nein.. kenne die ja nicht. Aber muss wohl.“ „Kannst du mir beschreiben, wie sie ausgesehen haben?“ „Nicht wirklich. Kamen von hinten.“ „Du hast nichts gesehen?“ „Ich war damit beschäftigt nicht drauf zu gehen…“ „Na gut… deine Freundin hat uns gesagt, sie waren zu dritt und hatten Kapuzen tief ins Gesicht gezogen und waren alle komplett schwarz gekleidet.“ Er sieht mich fragend an. „Ja kann sein. Wenn sie das sagt. Ich habe sie nicht gesehen.“ „Haben sie dir etwas gestohlen?“ „Weiss nicht. Wo sind denn meine Sachen?“ Jasa geht zum Tisch am Fenster, nimmt die weisse Plastiktüte und bringt sie zu mir ans Bett. „Hier sind sie.“ Ich kram meine Kleider aus dem Sack und überprüfe meine Taschen. Kippen, Feuerzeug, Kaugummis, ein Marker, bisschen Geld und mein kleiner Spielzeugpinguin. „Nein. Alles da.“ Der Polizist sieht sich fragend meinen Pinguin an, löst seinen Blick langsam von ihm und schaut mich wieder an. „Dein Glücksbringer?“ „Sowas in der Art.“ „Also ich fasse mal kurz zusammen. 3 Typen, schwarz gekleidet und nicht erkennbar. Kein Diebstahl als Grund des Überfalls. Du weisst nicht wer das war und du weisst nicht warum. Korrekt?“ „Korrekt.“ Er schaut alle im Zimmer, einen nach dem anderen an, zieht mit einer Hand seine Sonnenbrille aus der Brusttasche, mit der anderen eine Visitenkarte aus der Gesässtasche und streckt sie mir hin. „Für den Fall, dass dir doch noch etwas einfallen sollte. Melde dich … Bis dahin, gute Besserung. Wir sehen uns.“ Ich nehme die Karte. „Danke … nicht für die Karte. Wegen dem gute Besserung.“ Er nickt, dreht sich ab und verlässt das Zimmer. „Das war ein komischer Vogel.“ sagt Edona. „Kurac.“ kommentiert Jasa. „Gib mir mal die Karte.“ Onkel Jan streckt mir seine Hand hin. „Hier.“ Er schaut sie sich an. „Soso..“ „Was soso?“ will ich wissen. „Der Name kommt mir nicht bekannt vor. Darf ich die Karte?“ Ich nicke. „Klar. Habe nicht vor mich bei dem zu melden.“ In diesem Moment klopft es an der Türe und eine Schwester kommt rein. „Herr Nikodemski, kann ich kurz mit ihnen sprechen?“ „Du bist ja voll der Star hier.“ meint Jasa. Alle lachen. Naja, alle ausser die Krankenschwester. „Was gibt es denn? Darf ich nach Hause?“ „Noch nicht, der Arzt kommt gleich auf Visite. Aber es sieht ganz gut aus. Nichts gebrochen. Einige Prellungen und Schürfungen. Das wird wieder.“ Sie lächelt mich an. „Darf ich kurz?“ Während sie das fragt, hebt sie schon mein Hemd hoch und fummelt an einem Verband auf meinem Bauch rum. „Der sieht gut aus. Wie geht es ihnen mit den Schmerzen?“ „Geht schon.“ „Gut. Ansonsten einfach melden, wenn sie etwas brauchen.“ Sie geht zur Türe. „Die Visite sollte bald kommen.“ Ich nicke ihr zu.

Von wotsefak

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