Der Regen prasst an das Zugfenster, in meinen Ohren ein N.W.A. Song von dem selbstgemachten Mixtape, dass ein Kumpel mir geschenkt hat.
Es ist Sonntagabend und ich bin nicht gerade glücklich, dass ich wieder nach Hause fahren muss. Obwohl… irgendwie auch doch.
Ich war knapp 2 Tage im Tessin. Auf einem Campingplatz.
Ich war noch nie im Tessin. Und auch nicht auf einem Campingplatz.
Der Neue hat mich eingeladen. Er ist mit seinen Eltern hier.
Ich weiss nicht genau warum er das getan hat. Denke, er mag mich wohl und sucht Anschluss oder so.
Irgendwann vor Weihnachten kam er in unsere Klasse. Ist auch kacke, wegen einem Semester die Schule noch wechseln zu müssen.
Naja.. jedenfalls hängt er sich, seit er in meiner Klasse ist, immer an mich ran. Schätze, die Aussenseiter zieht es zu den Aussenseitern. Mir ist das egal. Meine, er ist ganz ok. Bisschen langweilig vielleicht. Aber er redet nicht viel und mag Skateboarden. Passt schon irgendwie. Aber er hört dieses komische Techno-Gedöns. ..ich weiss auch nicht.
Na, jedenfalls hat er bzw. seine Eltern mich eingeladen, in den Frühlingsferien mit ihnen ins Tessin zu kommen.
Weil ich aber nicht die kompletten Ferien bleiben wollte, sitze ich jetzt allein im Zug zurück. Ich fahre gerne allein Zug. Ich kann Musik hören, lesen und was am allerwichtigsten ist: kaum einer der mich nervt! Abgesehen vom Kontrolleur.
Ich weiss nicht genau woran es liegt, aber ich halte es nicht lange ohne Jasa und Edona aus. Ich brauch die um mich rum. Jetzt nicht permanent, aber halt doch schon regelmässig. Vermutlich ist das sowas wie mein Familenersatz?
Waren trotzdem schön die 2 Tage campen.
Wobei… ich war ja gar nicht so richtig auf dem Campingplatz. Eigentlich war ich da nur zum Essen und Schlafen. Den ganzen Tag waren er und ich unterwegs am Skaten. Das heisst, ich war hauptsächlich am Skaten und er hat bisschen gefilmt und fotografiert. Warum auch immer. Aber es hat Spass gemacht. Und er steht halt voll auf diesen Film-Kram. Egal. Es war schön da. Viele tolle Gaps, ich habe wirklich gut gegessen und seine Eltern waren auch sehr nett. Seine Mom hat mir sogar noch ein Sandwich gemacht für die Zugfahrt und einen Schokodrink gekauft am Bahnhof. Das ist schon ziemlich cool. Sowas hat bis jetzt noch keine Mom von irgendwem für mich gemacht. Glaube ich…
Aber ich bin auch froh, dass ich wieder wegkomme vom Neuen. Er ist trotz allem nicht so meins.
Zumindest über einen längeren Zeitraum nicht. Und das liegt nicht nur an dem Thunderdome Quatsch, den er hört. Vielleicht liegt es an seinem Dialekt. Oder einfach an mir. Was weiss ich. Alles irgendwie komisch.
So ein hin und her.
Ich freu mich ja darüber, dass ich wieder nach Zürich fahre, aber ich wäre trotz allem auch gerne hiergeblieben. Ich vermisse halt wirklich nur Jasa und Edona. Alles andere fehlt mir so überhaupt nicht.
Nicht das Heim, nicht die Stadt, nicht die anderen Menschen. Wenn die beiden auch hier wären, würde ich es bestimmt für immer auf dem Campingplatz aushalten.
Es ist so, dass ich voll gerne allein bin. Aber ohne die beiden fühle ich mich schnell einsam. Da hilft es auch nicht, wenn irgendwer sonst bei mir ist. Ich brauche meine beiden Freunde. Macht das Sinn?
Keine Ahnung.