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Das Leben und Ben

#40 Wer ist Kafka?

Ich mache es mir gerade mit Kaffee und einem Buch, auf unserem kleinen Balkon gemütlich, als jemand an der Türe klingelt. Ich gehe zurück in die Wohnung, aktiviere die Entriegelung des Hauseingangs und öffne die Wohnungstüre einen Spalt. Kurz darauf sehe ich, dass es Diego ist, der die Treppe hoch getrampelt kommt.

Früher war ich mit Diego im Fussballverein. Von da kennen wir uns. Ich würde nicht behaupten, dass er ein guter Freund ist, wir kennen uns einfach schon lange. Man trifft sich immer mal wieder im Ausgang und so.

Ich öffne die Türe nun ganz. „Hey Ben.“ ruft er mir entgegen und kommt auf mich zu. „Yo, Alter. Was gibts?“ sag ich und strecke ihm eine Faust entgegen. Er bleibt vor mir stehen und schlägt ein. „Hast du kurz Zeit?“ „Klar. Komm rein.“ Ich gehe aus dem Türrahmen in die Wohnung und bleib im Flur stehen. „Bist du alleine?“ fragt er mich. Ich nicke. „Warum?“ „Weil ich mit dir unter Vier Augen was bequatschen will.“ sagt er und sieht mich mit ernster Mine an. „Ok.. jetzt bin ich neugierig … magst du ne Coke?“ Er nickt. „Geh schon mal auf den Balkon. Ich wollte nämlich gerade Einen rauchen.“ Diego geht in Richtung Balkon. Ich verschwinde kurz in der Küche, hole eine Dose aus dem Kühlschrank und geh ihm nach.

„Hier.“ Ich stelle ihm die Coke hin und setzte mich neben ihm an den kleinen Tisch. „Danke … wer ist Kafka?“ fragt er mich und zeigt auf das Buch auf dem Tisch. „Na, offensichtlich ein Schriftsteller.“ sag ich und grinse. „Ein gutes Buch?“ „Keine Ahnung. Habs noch nicht gelesen. Du hältst mich gerade davon ab … Larissa hat mir das geschenkt.“ Er starrt das Buch an. „Diego, was ist los mit dir? Du wolltest doch über was reden, nicht?“ Er nickt. „Ja … ich hab da was.“ Er öffnet seinen Rucksack. „Würdest du mir bei etwas helfen?“ „Denke schon.. bei was denn?“ in diesem Moment zieht er eine Pistole aus seinem Rucksack und legt sie auf den Tisch. Ich sehe das Teil und keife ihn an. „Alter, bist du irre?! … pack sofort das scheiss Ding wieder weg!“ Er sieht mich etwas verdutzt an, nimmt aber die Pistole und steckt sie wieder zurück in seinen Rucksack. „Chill mal Alter. Kein Grund auszuticken.“ Ich reisse mich zusammen um ihn nicht noch einmal anzubrüllen „Du bringst einfach so ne verdammte Schusswaffe in meine Wohnung. Ich finde, dass ist ein guter Grund um auszuticken.“ „Schon gut. Sie ist ja schon weg.“ versucht er mich zu beruhigen. „Sie ist nicht weg. Sie ist bloss in deinem Rucksack, du Holzkopf … warum hast du überhaupt ne Knarre? Und wo zum Geier hast du die her?“ will ich von ihm wissen. „Unwichtig wo ich die her hab. Aber sie hat was damit zu tun, über das ich mit dir reden wollte.“ Ich starre auf die Kaffeetasse vor mir, schüttle den Kopf und versuche gerade darauf klarzukommen, was hier passiert.

„Ben?“ Diego stupst mich an. „Geht es dir gut?“ Ich löse meinen Blick von der Tasse und schaue zu ihm. „Hör zu, wenn du die loswerden willst, wir können sie meinem Onkel bringen. Der regelt das schon irgendwie.“ Er sieht mich verdutzt an. „Loswerden? Ich will die doch nicht loswerden. Ich brauch die noch … und ich hätte gerne jemanden, der mir hilft und Schmiere steht … ich dachte … du hilfst mir vielleicht.“ „Schmiere stehen? Was laberst du da? Das ist doch.“ Diego fällt mir ins Wort. „ Hör zu. Das wird ne total einfache Sache. Ich kenne da eine Tankstelle etwas ausserhalb und.“ Ich unterbreche ihn. „Alter, du erklärst mir nicht wirklich gerade, dass du eine Tankstelle überfallen willst, oder?“ Ich steh auf und tigere auf dem Balkon hin und her. „Wer hat dir denn ins Gehirn geschissen?! … Bist du jetzt komplett durch? … vergiss es! Bei so einer Scheisse mache ich nicht mit. Niemals! Und du solltest das auch besser wieder vergessen.“ Diego sieht mich fragend an. „Aber du hast doch auch schon gesagt, dass wir eine Bank ausrauben sollten, um an viel Kohle zu kommen.“ Ich bleib stehen und schau ihn an. „Echt jetzt? Das ist doch nur Gelaber. Das war doch nie ernst gemeint, du Trottel.“ Ich seh ihm an, dass er nachdenkt. „Ok.. aber.. Was ist denn schon dabei? Die ist ausserhalb und wir warten ab, dass keiner mehr drin ist. Es kommt doch keiner wirklich zu schaden.. Tu jetzt nicht so, als wärst du ein Unschuldslamm, Ben. “ Ich atme ein Mal tief durch, um mich etwas zu beruhigen. „Rede nicht von wir. Ich will damit absolut nichts zu tun haben, ja. Und was soll das mit keiner kommt zu Schaden? Auch wenn keine Kunden da drin sind, ist da mindestens noch jemand an der Kasse, nicht? Was denkst du wie es ihm oder ihr geht, wenn du da mit einer Knarre vor ihnen rumfuchtelst? Mal daran gedacht? … und wenn nichts dabei ist, wozu ist dann überhaupt eine Pistole nötig, huh? … was du da vor hast ist einfach nur bescheuert, ja. Egal, ob du es dir schön redest … und ja, meine Weste ist nicht weiss. Aber so eine Scheisse liegt weit davon entfernt, dass ich das mit meinem Gewissen vereinbaren könnte“ Leicht angepisst steht er auf und hängt sich seinen Rucksack um. „Ach, fick dich Ben! … ich dachte echt, mit dir könnte ich das durchziehen. Hab mich offensichtlich getäuscht. Wusste nicht, dass du so ein Schisser bist.“ „Ich denke, du verwechselt da Schisser mit kein Vollidiot sein … hör zu, wenn du dringend Geld brauchst, wir können da sicher was regeln für dich, ja.“ Er sieht mich an, zeigt mir einen Mittelfinger und verschwindet in die Wohnung. Ich ruf ihm nach. „Lass es einfach Diego!“ „Fick dich Ben. Fick dich!“ Ich höre, wie er die Wohnungstüre hinter sich zuschlägt.

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#39 Ritalin & Disziplin

Frau Hellinger sieht mich mit ihrem strengen Blick an. „Nimmst du denn deine Medikamente auch jeden Tag?“ fragt sie mich. „Die bekommt er jeden Tag von uns.“ meint Herr Kleeb, während ich ihr zunicke. Eigentlich nehme ich die Tabletten aber so gut wie nie. Die machen mich … komisch. Meistens lasse ich sie in meiner Tasche verschwinden und werfe sie draussen in einen Mülleimer.

„Das ist gut Ben.“ sagt sie und tätschelt meine Schulter.

Ich sitze am Tisch mit der Schulpsychologin und unserem Heimleiter. In dessen Büro. „Ehrlich gesagt, merken wir kaum eine Verbesserung bei ihm, seit er das Ritalin bekommt.“ sagt Herr Kleeb und starrt mich an. „Ist nach wie vor ein Lausbengel, der nicht auf unsere Betreuer hört und macht was er will. Er ist dauernd in irgendwelche Raufereien verwickelt und büchst regelmässig aus … wir sind am Ende mit unserem Latein, was das angeht. Und von der Schule, bekommen wir auch nichts anderes zu hören.“ Frau Hellinger denkt einen Moment nach. „Ich fände es trotzdem nicht gut, die Medikamente jetzt schon wieder abzusetzen. Diese wirken unterstützend. Ich sollte mich regelmässiger mit ihm treffen für unsere Gespräche. Eventuell wöchentlich, statt ein Mal im Monat … was denkst du Ben? Eine wöchentliche Sitzung könnte dir gut tun.“ Sie sieht mich fragend an. Ich zucke mit den Schultern. Ich habe keine Ahnung, was das bringen sollte. Sie erzählt mir eigentlich jedes Mal nur, dass ich mich nicht prügeln darf, den Unterricht immer besuchen soll und auf die Erwachsenen um mich rum hören muss.

Ich habe ihr mal erzählt, dass mich gewisse Jungs hier im Heim schikanieren und wie uns gewisse Betreuer behandeln. Aber das scheint sie nicht interessiert zu haben.

„Und sie denken, dass das etwas nützt, er die 6. Klasse nicht wiederholt und in der Oberstufe weitermacht?“ fragt Herr Kleeb etwas skeptisch. Frau Hellinger nickt. „An seiner Leistungsfähigkeit scheitert es nicht. Ben hat erstaunlich gute Noten für sein.“ sie unterbricht ihren Satz und sieht mich an „auffälliges Verhalten … Wenn wir an seiner Disziplin arbeiten, kommt er in der Oberstufe bestimmt zurecht.“ Sie hält meine Schulter fest, rüttelt mich leicht und lächelt.

„Wie sie meinen..“ Herr Kleeb beugt sich auf seinem Stuhl leicht vor, stützt sich mit seinen Händen am Tisch ab und sieht mich an „Ben, du kannst jetzt wieder gehen. Ich würde mich gerne noch mit Frau Hellinger alleine unterhalten.“ Ich schau die beiden an. „Also.. muss ich die 6. Klasse jetzt nicht wiederholen?“ Sie schütteln beide den Kopf. „Na gut..“ ich stehe auf und gehe zur Tür. „Ben! Anstand.“ ruft Herr Kleeb mir nach. Ich drehe mich zu ihnen zurück. „Auf Wiedersehen Herr Kleeb.. Tschüss Frau Hellinger.“ sag ich und verschwinde aus dem Büro.

Ich gehe die Treppen runter und raus auf den Hof. Aus dem Fenster im Treppenhaus habe ich Edona gesehen, wie sie zusammen mit Kim, einem anderen Mädchen aus dem Heim, Frisbee spielt. Ich gehe auf die zwei zu. Sie sehen mich und Kim wirft die Scheibe in meine Richtung. „spielst du mit?“ fragt sie mich grinsend. Ich nicke und werfe den Frisbee weiter zu Edona. „Und? … kommst du nächstes Schuljahr mit uns in die 6.?“ will Edona wissen. „Nö.. ich kann in die Oberstufe.“ antworte ich ihr knapp. „Schade. Ich wär gerne mit dir in einer Klasse.“ „Ich hätte nichts dagegen, mit dir in einer Klasse zu sein.. Aber ehrlich gesagt, freue ich mich über jeden Tag, den ich nicht in der Schule sein muss.“ „Versteh ich.“ meint Edona und lacht. „Ich weiss nicht, was ihr gegen die Schule habt. Ich mag die Schule.“ sagt Kim. „Ach du.. du zählst nicht … du magst ja auch Rosenkohl.“ antworte ich ihr und wir müssen lachen.

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#38 Dieser Cool Dings

Ich cruise auf meinem BMX der Strasse entlang, ziehe in die Gasse nach rechts und springe, mit einem eher kläglichen Bunny Hop, zwischen zwei geparkten Autos auf den Gehweg. Nach ein paar Metern verlagere ich mein Gewicht, drücke mit meinem rechten Fuss, das Pedal nach hinten und komme, nach einem kurzen Powerslide, vor der Ladentüre zum Stehen.

Ich steige ab und lehne mein Fahrrad an die Mauer unter dem Schaufenster des Plattenladens. Nachdem ich den Schlüssel aus meiner Tasche gekramt habe, öffne ich das Schloss an der Kette, die ich an eine Gürtelschlaufe montiert hatte und lege sie zwischen Hinterrad und Rahmen von dem Bike an.

Ich betrete das Geschäft. Am Tresen sitzen ein Mann und eine Frau mit Kopfhörern auf. An den Tischen mit den Schallplatten, steht eine weitere Frau. Ich gehe ein paar Meter weiter und suche einen der Ladenbesitzer, finde aber keinen von beiden im Laden. Ich gehe geradeaus zu einem der Regale mit Tapes. Mein Blick fällt auf ein gelbes Cover und ich greife nach der Kassette um sie rauszuziehen. Ich spüre eine Hand auf meiner Schulter. „Hey Ben. Wie geht‘s uns denn so?“ Die Stimme kenne ich. Ich drehe mich um. „Hey Sigi. Gut. Dir?“ Sigi und seinem älteren Bruder gehört dieser Laden. Er ist so mitte Zwanzig. Doppelt so alt wie ich, denke ich. „Mir geht es super!“ er lacht mich an. „was hast du dir da rausgesucht?“ Sigi greift nach der Kassette in meiner Hand. „Die Bestie in Menschengestalt? Die ist ziemlich gut.“ „Das ist das neuste Album, nicht?“ Er nickt und hält mir das Tape wieder hin. Gerade als ich es wieder nehmen will, zieht er es wieder weg. „Aber du bist leider zu jung. Die darf ich dir nicht verkaufen.“ sagt er mit ernster Mine. „Was?“ reagiere ich leicht überfordert. „Wie zu jung? Ich hab doch auch schon Kassetten von denen gekauft bei dir?“ Sein ernster Gesichtsausdruck weicht einem Grinsen und er klopft mir auf den Kopf. „Ich mach doch nur Spass.“ Ich zieh ihm die Kassette aus der Hand. „Ich dachte schon..“

„Willst mal reinhören?“ Ich nicke. Er geht vor zur Theke, ich ihm hinterher und setze mich auf einen der Stühle. Mir fällt gerade ein, dass ich ja eigentlich wegen was anderem hier bin. „Ich hab noch was für dich.“ sag ich, ziehe meinen Rucksack vom Rücken und lege ihn vor mir auf den Tresen. Ich hole einen Umschlag raus und lege ihn hin und schiebe ihn Sigi entgegen. „Ist das das was ich denke?“ „Weiss nicht was du denkst, aber Mauro hat mir das für euch mitgegeben.“ Sigi nickt. „Warte kurz.“ Er dreht sich um, zieht den schwarzen Vorhang, der im Türrahmen hängt, zur Seite und verschwindet dahinter. Ich lasse meinen Blick durch den Laden schweifen. Meiner und der, der Frau, die ein paar Meter neben mir an der Theke sitzt und Musik hört, treffen sich. Sie nickt mit dem Kopf, wohl zum Takt des Songs und lächelt mich an. Ich lächle zurück. Sie trägt eine rote Wollmütze. Sieht irgendwie cool aus das Beanie. Sigi ist zurück. „Hier Ben.“ Er hält mir einen anderen Umschlag hin. Ich nehme ihn und verstau ihn im Rucksack. „Für Mauro?“ Er nickt.

Sigi nimmt die Kassette aus der Hülle und steckt sie in die Anlage. „Die Nummer 3.“ Ich greife nach dem entsprechenden Kopfhörer. „Sag mal, was ist das eigentlich was da gerade läuft?“ Ich zeige auf den Lautsprecher, der neben mir an der Wand hängt. „LL Cool J. Gefällt dir das? Ich dachte, du magst lieber punkigere Sachen.“ „Ich.. ich mag Musik die mir gefällt..“ Er grinst mich an. „Ok.“

Ich setze mir die Kopfhörer auf und höre mir ein paar Songs von dem Die Ärzte Album an.

Sigi, der sich zwischenzeitlich abgewendet hat, sieht, dass ich die Kopfhörer abgesetzt habe und kommt wieder zu mir. „Und? Gefällts?“ „Jap. Die nehm ich.“ Er lächelt und holt die Kassette aus dem Deck. „Hat dieser Cool Dings von vorhin auch ein Album?“ Sigi lacht. „Ja, dieser Cool Dings hat auch Alben … weisst du was, ich hab da was für dich.“ Er geht in die Knie kramt eine Kassette hervor und legt sie mir hin. „Das ist ein Mixtape, dass ich gemacht habe … schenke ich dir.“ Ich nehme das Tape. Auf dem Cover steht DJ Siglar. „Wer oder was ist D J Siglar?“ Sigi lacht schon wieder. „Das heisst Dii Tschäi.“ Er macht diese komischen Anführungszeichen in der Luft mit seinen Fingern. „DJ Siglar. Das bin ich … weisst du was ein DJ ist?“ „Irgendwas mit Plattenspielern und so..

glaub ich … und was ist auf dem Tape drauf?“ will ich von ihm wissen. „Ein Mix von Rap Songs, den ich gemacht habe … Hip Hop. Gefällt dir vielleicht auch.“ Ich stecke das Mixtape in meinen Rucksack. „Danke. Ich werds mir anhören … hier, für das Ärzte Album.“ Ich krame einen 20er aus meiner Hosentasche und halte ihn Sigi hin. Er nimmt die Note, geht zu seiner Kasse, nimmt ein paar Münzen raus und bringt sie mir. „Hier, dein Rückgeld.“ „Danke.“ ich nehme das Geld, stecke es in meine Tasche, packe die Kassette in meinen Rucksack und rutsche vom Stuhl runter. „Machs gut.“ sag ich und winke Sigi zu. „Bis dann Ben. Und sag mir, ob dir das Mixtape gefallen hat.“ Ich nicke ihm zu. Beim Rausgehen schaue ich zur Frau mit dem roten Beanie. Ich winke ihr kurz zu. Sie winkt lächelnd zurück und ich verlasse den Plattenladen.

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#37 Scheiss Stadt

„Bleb stehen du Wichser!“ schreit Goran mir nach, während er mich verfolgt. Ich renne in Richtung Schönegg und er ist mir dicht auf den Fersen. Ich habe kein konkretes Ziel, ich versuche ich ihn bloss irgendwie abzuhängen. Sieht schlecht aus. Denn mir geht langsam die Puste aus. Ein Schlag von hinten zwischen meine Schulterblätter und ich stolpere gegen ein geparktes Auto. Plan B. Da muss ich jetzt wohl. Ich drücke mich vom Wagen weg und drehe mich zu Goran um. Dieser springt mich direkt an. Ich knalle rücklings gegen das Auto und er rammt mir sein Knie in den Bauch. „Du verdammter Hurensohn!“ keift er mich an. „Was … was soll die Scheisse eigentlich?“ ich presse die Frage raus um Zeit zu gewinnen, dass sich mein Zwerchfell wieder etwas entspannt und ich wieder zu Luft komme. „Wir haben euch schon hundert Mal gesagt, dass das unser Club ist und ihr Hurensöhne dort nichts verloren habt!“ brüllt er mich an, während er mich loslässt und sich vor mir aufbaut. „Erklär das doch mal lieber den Bouncern, die uns reingelassen haben.“ „Ich finde nicht, dass du gerade in der Position bist um frech zu werden.“ Er greift in seine Jackentasche, zieht ein Butterfly raus, schwingt es locker aus dem Handgelenkt und stürzt sich wieder auf mich. Er ist über mich gebeugt, drückt die Klinge an meinen Hals und flüstert mir ins Ohr. „Ich habe dich und deinen Kumpel sowas von satt! Nenn mir einen guten Grund, warum ich dir nicht hier und jetzt deine scheiss Kehle aufschlitzen sollte?!… ich würde der Welt einen gefallen tun … ein Hurensohn weniger!“

In diesem Moment schiesst mir so einiges, völlig wirr durch den Kopf. War es das jetzt? … Ich kapier ja, dass er mich nicht leiden kann … Würde ich mich an seiner Stelle ja auch nicht … Aber mich umbringen deswegen? … Klar, ich hab ihn ins Krankenhaus geprügelt. Aber seit dem habe ich von ihm und seinen Jungs, bei jeder Gelegenheit die sich ihnen bot, auf die Fresse gekriegt … Und dass ich letzten Sommer mal mit seiner Freundin rumgemacht habe, dass ist doch auch kein Grund … Die Geschichte ist ewig her. Ich spüre, wie er die Klinge fester an meinen Hals drückt. „Na, ist dir ein guter Grund eingefallen, du Stück Scheisse?“ blafft er mir ins Ohr.

„Lara.“ sag ich leise. „Was?“ hakt er nach. „Lara ist ein guter Grund!“ sag ich und versuche ihn von mir wegzudrücken. Er stemmt sich mit vollem Gewicht gegen mich. Ich greife mit meiner Hand nach seinem Handgelenk, damit er sein Messer nicht benutzen kann. Mit der rechten Faust hämmere ich wiederholt, seitlich gegen seinen Brustkorb. Er zieht seinen Arm von mir weg um seine Rippen vor meinen Schlägen zu schützen. Das ist der Moment in dem ich es schaffe, ihn von mir wegzudrücken und mich zu befreien. Ich verpass ihm einen Box gegen sein Kinn. Aus meiner unvorteilhaften Position, kann ich den Schlag nicht richtig durchziehen, aber es reicht, dass er kurz sein Gleichgewicht verliert und sitzend auf der Strasse landet. Er reibt mit der Hand seinem Kiefer und starrt mich wütend an während ich aufstehe. Ich hole aus und trete gegen seine andere Hand, in der er noch immer das Messer hält. Sein Arm schleudert nach hinten und das Messer fliegt einige Meter weiter gegen eine Hauswand. Goran dreht seinen Kopf in die Richtung, in die sich sein Butterfly verabschiedet hat. Ich wende mich von Goran ab und sprinte los. Irgendwas mit Hurensohn brüllt er mir noch nach.

An der Langstrasse angekommen habe ich Glück und ein Bus fährt gerade an die Haltestelle. Ich steige hinten ein und schaue in alle Richtungen aus den Fenstern um sicher zu gehen, dass er und auch keiner seiner Schwachköpfe mich gesehen und verfolgt hat.

Mein Puls braucht eine Weile, bis er sich wieder beruhigt.

Inzwischen bin im am Limmatplatz aufs Tram umgestiegen und fahre in Richtung Hauptbahnhof. Ich habe nur noch eins im Kopf. Weg hier! Raus aus der Stadt. Ich möchte nur noch zu Lara.

Am Bahnhof angekommen, löse ich mir ein Ticket für den nächsten Zug nach St. Gallen. Am Kiosk hol ich mir eine Dose Bier und schlendere in Richtung Gleis 9. Während ich auf dem Bahnsteig nach hinten gehe, schreibe ich Lara eine SMS, dass ich sie spontan noch besuchen komme, wenn das ok ist. Jasa schreibe ich ebenfalls an um nachzufragen, ob er davongekommen und bei ihm alles ok ist. Ich setze mich auf eine Bank, kram meine Zigaretten aus der Hosentasche, steck mir eine an und öffne mein Bier. Während dem ersten Schluck kommt auch schon Jasas Antwort. Er ist bei Onkel Jan und alles ok bei ihm. Beruhigt geniesse ich das kalte Bier.

Lara schreibt, dass sie sich auf mich freut. Meine Anspannung beginnt sich zu lösen.

Der Zug fährt ein. Beim Einsteigen schau ich nochmal in Richtung Bahnhofshalle. Das wars. Ich muss endlich weg aus dieser scheiss Stadt.

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#36 Kommen 2 Polizisten zu einer Bar

Ich starre auf meinen rechten Unterarm. Ich spüre, wie eine warme Flüssigkeit an ihm runter rinnt. In meiner Armbeuge saugt sich mein Pullover voll mit Blut. Die Wunde brennt ein wenig. Ich drücke mit meiner Hand dagegen. Mika steht mit ihren Händen vorm Gesicht, wie versteinert neben mir.

„Mika?“ Sie reagiert nicht. „Mika!“ Ihr Blick wandert langsam von meinem Arm weg und sie sieht mich entsetz an. „Du blutest Ben!“ meint sie. Bevor ich etwas sagen kann, kommt eine Frau aus einer Bar in der Nähe angerannt. „Ich habe die Polizei gerufen. Geht es euch gut?“ Sie schaut abwechselnd mich und Mika an. „Warum haben sie das getan?“ will ich von ihr wissen. Sie sieht mich leicht verdutzt an. „Ich.. da war dieser Typ.. ich hab gesehen, wie der auf dich losgegangen ist.. da dachte ich, ich ruf besser die Polizei.“ In diesem Moment fährt auch schon ein Polizeiauto an. Zwei Polizisten steigen aus und kommen auf uns zu. „Haben sie uns gerufen?“ fragt der eine. Er hat seine Frage kaum beendet, legt Mika auch schon los. „Helfen sie ihm! Er ist verletzt!“ befiehlt sie ihm und zeigt auf mich. „Immer mit der Ruhe.“ Er nickt seinem Kollegen zu. „was ist denn passiert?“ Mika erzählt ihm von dem Typen, der uns abziehen wollte, dass ich mich gewehrt habe und dieser plötzlich ein Messer aus der Jackentasche zog und uns bedrohte. Ich hätte ihm gesagt, dass er sich verpissen soll und dann ging er auf mich los. Ich hätte uns nur verteidigt gegen diesen Mistkerl, erklärt sie ihm.

Während sie dem einen Polizisten Rapport abliefert, sieht sich der andere meinen Arm an und erklärt mir, dass er jetzt einen Notarzt aufruft. Er gibt mir einen Klopfer auf die Schulter, wendet sich ab und geht zu ihrem Wagen. „Wie hat der Mann denn ausgesehen?“ will der Polizist von uns wissen. Mika beginnt ihn zu beschreiben. Ich entscheide mich dazu, meinen Pullover auszuziehen um mir die Wunde mal genauer anzusehen. Hätte ich besser sein gelassen. Ich seh die Schnittstelle in meiner Armbeuge. Sie scheint ziemlich gross. „Fuck!“ Der Polizist, Mika und die Bardame drehen ihre Köpfe zu mir. Mika blickt auf meinen blutverschmierten Unterarm und kommt sofort zu mir. „Oh mein Gott! Ben! Du musst sofort ins Krankenhaus!“ schreit sie fast schon hysterisch. „Alles gut Mika.“ Ich versuche ihren Blick weg von meinem Arm zu kriegen. Endlich sieht sie mir in die Augen. „Der Notarzt ist schon unterwegs.“ Der zweite Polizist kommt vom Wagen zurück. Er hält mir ein Stück Gaze hin und meint, ich soll damit die Wunde abdrücken. Ich presse das Ding in meine Armbeuge und setze mich hin. „Ben? Was ist los?“ fragt Mika besorgt. Sie kniet sich neben mich und nimmt mich in den Arm. „Mir ist kalt und etwas schwindelig.. aber geht schon.“ Die Bardame sieht uns an, dreht sich dann ab und rennt zurück in die Bar.

„Könnt ihr euch ausweisen? Wir bräuchten die Angaben noch für unseren Bericht und die Anzeige.“ „Welche Anzeige?“ will ich von ihm wissen. Er sieht mich fragend an. „Na, du willst denn Kerl doch sicher anzeigen. Immerhin hat er dich angegriffen und verletzt.“ „Natürlich wollen wir das!“ keift Mika. Ich schaue sie an, zieh die Schultern hoch und schüttle den Kopf. Mir fehlt gerade die Energie für Diskussionen. Ich kram mein Portemonnaie aus der Hosentasche, zieh meinen Ausweis raus und halte ihn dem Polizisten hin. Mika wühlt noch in ihrer Handtasche rum, da kommt die Barkeeperin zurück mit einer Decke und einer Cola in der Hand. „Hier. Trink was. Zucker hilft.“ Sie hält mir mit einem leicht verkrampften Lächeln die Coke hin. „Dankeschön.“ Während ich einen Schluck aus der Glasflasche nehme, legt sie mir die Decke über die Schultern. Inzwischen hat der Polizist seine Notizen gemacht und gibt uns unsere Ausweise wieder, da fährt auch schon ein Notarztwagen an. Eine Frau steigt aus, holt eine Tasche aus dem Kofferraum und kommt auf uns zu. Sie grüsst alle beim Vorbeigehen, bleibt vor mir stehen und geht in die Knie. „Hallo. Ich schätze du bist der Patient?“ Fragt sie ruhig und mit einem freundlichen Gesichtsausdruck. Ich nicke und zeig ihr meinen Arm. „Oh.. das müssen wir wohl nähen. Ich reinige das erst mal und mache einen Verband. Dann bringe ich dich in den Notfall, ok? … kannst du aufstehen und mit mir zum Wagen gehen?“ Ich nicke, stehe langsam auf, nehme die Decke von meinen Schultern und halte sie der Frau aus der Bar hin. „Danke nochmal..“ sie nimmt die Decke und nickt mir lächelnd zu. Zusammen mit der Ärztin und Mika gehe ich zum Auto rüber. Sie öffnet die Beifahrertüre und stellt den Sitz zurück. „Setz dich hier hin.“ Ich setze mich in den Wagen. Während sie Verbandsachen aus ihrer Tasche holt fragt sie mich. „Wie heisst du denn eigentlich?“ „Ben.“ „Ok Ben. Das brennt gleich ein bisschen.“ Sie spült die Wunde mit einer bräunlichen Flüssigkeit aus. Sie blickt kurz zu Mika, die aussen an der offenen Türe steht und die Wundversorgung beobachtet „Und du bist seine Freundin?“ Mika zögert kurz. „Nein.. wir gehen zusammen in die Berufsschule … das.. heute ist unser erstes Date.“

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#35 Ich hasse die Welt

„Was ist denn los Bra?“ Jasa ist gerade in unser Zimmer gekommen und sieht mich auf meinem Bett in der Ecke sitzen, wie ich versuche meine Tränen zu unterdrücken. Er kommt an mein Bett und setzt sich auf die Kante. „Jetzt sag schon. Was ist mit dir?“ Er sieht mich fragend an.

„Ich hasse die Welt … und die Welt hasst mich.“ Er sieht mich einen kurzen Moment einfach nur an. „Denk an was schöneres Bratan.“ meint er dann und gibt mir einen leichten Box gegen mein Bein. „Das ist doch alles scheisse … Siehst du das nicht auch bisschen so?“ will ich von ihm wissen. Sein Blick wandert auf meine Bettdecke. „Ja.. doch. Schon.“ sagt er, während er an der Decke rumspielt. „Aber ich denke auch, dass es nichts bringt, sich darüber zu viele Gedanken zu machen … wir wurden halt mal in diese Welt geschissen und keiner will uns so wirklich … damit müssen wir uns abfinden. Wir sind hier in dieser Scheisse gelandet ohne das wir das wollten … Wir müssen das Beste daraus machen, oder?“ Er blickt wieder hoch und sieht mich an. „Ja schon. Aber ich.. ich kann diese Gedanken und Gefühle einfach nicht immer kontrollieren … manchmal kommt das einfach so hoch und ich kann nichts dagegen machen … nur warten, bis es wieder vorbeigeht … verstehst du?“ Jasa nickt. Er rückt näher an mich ran und nimmt mich in den Arm. „Du bist nicht alleine, ja … komm, wir gehen an die frische Luft.“ Er hält meinen Unterarm fest, steht auf und zieht mich in Richtung Bettkante. Ich setze mich kurz an diese und atme ein paar Mal tief durch, bevor ich mir die Schuhe anziehe, die neben dem Bett liegen. Ich stehe auf und gehe zum Schrank, nehme meinen schwarzen Hoodie raus, zieh ihn mir über und krame dann hinter meinen Shirts nach meinen Kippen. „Mist.. hast du mein Feuerzeug gesehen?“ frage ich Jasa, während ich weiter zwischen meinen Shirt rumwühle. „Nicht wirklich. Aber ich hab eins.“ antwortet er mir.

Ich höre auf zu suchen, schliesse die Schranktüre und drehe mich in Richtung Jasa. Er holt eine Packung Papes aus seiner Hosentasche, fuchtelt damit vor meinem Gesicht rum und grinst. Ich zieh mir meine Kapuze über den Kopf und nicke ihm zu. „Ja, lass ein bauen.“

Wir gehen aus dem Zimmer und schlendern über den Flur in Richtung Treppenhaus. Nach ein paar Metern läuft uns David über den Weg. So ein Prototyp-Arschloch. Er ist der Älteste von uns hier. Das ist wohl mit ein Grund, dass er denkt, der Laden hier gehört ihm. Er und seine Kumpels hier, sind die, vor denen man kuschen sollte, wenn man sich das Leben hier drin nicht noch schwerer machen will, als es ohnehin schon ist. Er ist etwa ein Jahr älter als wir. Was zum Glück bedeutet, dass er bald ins Lehrlingsheim oder eine Wohngruppe kommt. Aber bis dahin müssen wir uns eben leider trotzdem noch mit dem Holzkopf auseinandersetzen. Wir schauen also auf den Boden und wollen einfach nur unauffällig an ihm vorbeischleichen. Ohne Erfolg. „Hey ihr Spassten.Wo wollt ihr denn hin?“ fragt er, während er sich uns in den Weg stellt. „Nirgends. Lass uns einfach durch, Bitte.“ antworte ich ihm und versuche neben ihm weiterzugehen. „Ich will wissen was ihr vorhabt!“ keift er und hält mich an meiner Schulter zurück. Ich schlage seine Hand weg. „Fass mich nicht an!“ ich unterdrücke es ihn anzuschreien. Da ist dieser Druck, der aus meinem Bauch über meinen Brustkorb in mir hochsteigt. Ich balle meine Fäuste. „Hast du mich gerade geschlagen, du kleiner Spasst?“ Er lacht kurz laut auf und verfällt sofort wieder in einen ernsten, aggressiven Ton „Du weisst wohl noch immer nicht, wem du dich hier zu beugen hast du Spasst.“ sagt er, während er mich an meinem Hoodie packt und nah an sich ran zieht. Jasa geht dazwischen und drückt ihn von mir weg. „Chill mal Alter. Lass uns einfach gehen, ja.“ David lacht wieder. „Ihr dämlichen kleinen Wichser. Ihr seid so peinliche Luschen.“ Er spuckt mir vor die Füsse. Es reicht. Ich gebe dem Druck nach und verpasse ihm eine gestreckte Faust in sein Gesicht. Er torkelt einen Schritt zurück und prallt gegen die Wand hinter ihm. Ich sehe wie er wütend wird. David stellt sich wieder aufrecht hin, bewegt sich auf mich zu und holt zum Schlag aus, aber Jasa springt ihn an und rammt ihm sein Knie in den Magen. Er beugt sich nach vorne in meine Richtung und ich verpasse ihm noch einen Haken. Jasa tritt ihm in die Kniekehle. Er sackt zu Boden. Ich blicke kurz den Flur entlang, weil sich eine Zimmertüre geöffnet hat. Der kleine Jonas streckt seinen Kopf raus und sieht uns entsetzt an. Ich suche seinen Blick. Als er mich ansieht, halte ich mir einen Zeigefinger vor die Lippen um ihm zu verstehen zu geben, dass er gefälligst nicht petzen soll. Er nickt mir zu. Jasa stupst mich an. „Komm.“

Wir gehen durchs Treppenhaus runter und raus auf die Strasse. 

„Das wird Ärger geben … dämlicher Kurac.“ meint Jasa. Ich nicke. „Ja .. hast du mal Feuer?“ Jasa kramt das Feuerzeug aus der Tasche und hält es mir hin. „Danke.“ Ich zieh eine Zigarette aus meiner Schachtel, steck sie mir an und halte Jasa meine Kippenschachtel und sein Feuerzeug hin. Er nimmt sich ebenfalls eine raus und zündet sie an. Ich nehme einen tiefen Zug und lasse den Rauch langsam wieder aus meiner Lunge gleiten. „Ich hasse diese Welt.“

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#34 Blauer Elefant

Dieses Wochenende ist Stadtfest. Seit Wochen sind wir am Geld zusammenkratzen. Es ist nur alle 3 Jahre und heute ist das erste Mal, an dem wir allein gehen dürfen. Gut, das mit dem dürfen stimmt nicht so ganz. Eigentlich stimmt es gar nicht. Wir haben Jasmine, der Betreuerin gesagt, dass wir zum Schulhausspielplatz gehen. Allein hierher zu gehen, hätten die uns nicht erlaubt. Und mit uns mitgekommen wäre bestimmt auch niemand. Die unternehmen so gut wie nie etwas mit uns. Aber egal. Jetzt sind wir hier. 

Das Stadtzentrum ist vollgepackt mit Menschen, ein Stand nach dem anderen und es riecht alle paar Meter nach etwas anderem. Gerade roch es noch nach Bratwürsten und schon duftet es nach Magenbrot. Wir schlängeln uns durch die Menschenmenge mit einem klaren Ziel. Wir wollen zu den Schiessbuden und Fahrgeschäften. Dort angekommen, spazieren wir gemütlich an allen Bahnen und Buden vorbei, um uns einen Überblick zu verschaffen. Auch wenn wir gespart haben, haben wir nicht genug Geld, um jede Bahn zu testen und vielleicht auch noch was Süssen zu kaufen.

«Die ist es!» ruft Jasa und zeigt auf eine Bahn, die schnell über eine hügelige Strecke im Kreis fährt. Er sieht Edona und mich freudig, mit weit aufgerissenen Augen an. «Die ist es!» meint Edona auch und strahlt über das ganze Gesicht. Jasa und ich nehmen Edona an der Hand und gehen eilig, mit ihr zwischen uns, zum Büdchen an der Bahn. «3 Mal bitte.» sagt Jasa zur Dame hinter dem Glas. Er legt ihr das säuberlich abgezählte Kleingeld auf die Ablage und erhält dafür 3 rote Plastikchips. 

Wir warten bis die Bahn angehalten hat, alle ausgestiegen sind und setzen uns in den vordersten Wagen. Wir haben alle zusammen Platz auf der Bank. Ein Mann geht alle Wagen ab, sammelt die Chips ein und kontrolliert, ob die Schutzbügel festsitzen. 

Langsam fährt die Bahn an. Nach und nach wir die schneller. Es geht hoch und runter und bei jedem Hügel, habe ich dieses komische, aber gute Gefühl im Bauch. Ich mag das. Jasa, der auf der Innenseite sitzt, klammert sich am Bügel fest, um nicht zu sehr nach aussen zu rutschen. Edona hingegen, benutzt mich als Puffer zwischen ihr und der Aussenseite des Wagens. Während der dritten Runde, nimmt sie meine rechte Hand in ihre und klammert sich fest an ihr.

Viel zu schnell ist die Fahrt wieder vorbei. Euphorisiert von der rasanten Berg- und Talfahrt, verlassen wir das Fahrgeschäft. «Das war super! … aber auch irgendwie zu schnell.» meint Edona und kuckt vor sich auf den Boden. «Ist halt nichts für kleine Kinder.» meint Jasa und stupst seine Schwester an. Sie schaut ihn an und gibt ihm einen Box auf seinen Arm. «Hey, ich bin schon 8! Ich bin kein kleines Kind mehr!» «Man, beruhig dich. War doch nur Spass Edona.» Sie gibt einen komischen Zischlaut von sich und dreht sich von ihm ab. Ich stelle mich zischen die beiden und lege ihnen meine Arme um den Hals. «Kommt, ihr zwei Vögel. Lasst uns was Süsses holen.»

Wir schlendern an den Ständen vorbei. Vor einer Schiessbude bleibt Edona stehen und schaut sich die Stofftiere an.

«Gefallen die dir?» will ich von ihr wissen. «Ja … der blaue Elefant.» Ich gehe näher an den Stand. «Entschuldigung. Wieviel muss man denn treffen für den Elefanten da?» frage ich den Mann in der Bude. «20.» antwortet er mir. «Danke.» Ich wende mich ab und gehe zu den andern zurück. «20 Schuss. Wenn wir alle treffen. So viel Geld habe ich aber nicht.» «Ich will ohnehin nicht hier rumballern. Ich will Zuckerwatte! Da vorne ist ein Stand.» entgegnet mir Jasa. «Dann hol Zuckerwatte. Ich kuck mal, ob sich hier was machen lässt.» Jasa nickt und verschwindet zwischen all den anderen Menschen. Ich nehme Edona an der Hand und wir gehen zu der Schiessbude. Eine Münze nach der anderen packe ich auf den Tisch vor dem Stand. «Hast du noch Geld? Meins reicht genau für 8 Schuss.» Ich schaue Edona zu, wie sie in ihrer Hosentasche kramt. Sie legt ein paar Münzen zu meinen dazu. «Das wären jetzt 14 Schuss.» «Dann geht es halt nicht.» meint Edona betrübt. «Warte … Hallo, sie..» ruf ich dem Mann in der Bude entgegen. Langsam kommt er auf uns zu. «Möchtest du dein Glück versuchen Junge?» «Ja, schon. Aber ich habe ein Problem.» «Und das wäre?» Ich habe nur Geld für 14 Schuss und ich brauch doch 20 für den Elefanten.» Ich zeige mit meinem Finger auf den blauen Elefanten, an der Wand auf der Seite hängt. «Können sie eine Ausnahme machen, wenn ich alle 14 treffe? Bitte?» «Das geht nicht.» «Warum denn nicht? Nur dieses eine Mal. Bitte.» Hör zu, wenn ich für dich eine Ausnahme mache, wollen das dann alle anderen auch. Das geht wirklich nicht.» «Ich sag es auch niemandem.» «Ich habe nein gesagt. Fertig jetzt. Entweder du spielst nach den Regeln oder du gehst woanders hin.» sagt der Mann leicht genervt.

Wir wenden uns ab, da kommt auch schon Jasa zurück mit Zuckerwatte. «Hey, ich habe euch auch welche mitgebracht … oh, Mist!» Jasa hat 3 Stäbchen mit Zuckerwatte in der Hand. Leider hat er sie zu nahe aneinandergehalten und beim Versuch sie auseinanderzuziehen, sind es jetzt nur noch eine grosse und 2 ganz kleine Portionen Zuckerwatte. «Na dann müssen wir die jetzt halt so essen.» sagt er und wir müssen lachen.

«Ich muss mal aufs Klo.» meint Edona. Jasa und ich nicken und gehen mit ihr zu den Toilettenwagen.

Während Edona im Wagen verschwindet, stupse ich Jasa mit meinem Ellenbogen an. «Hey, hast du zufällig noch Geld über?» Er nickt. «Wieviel brauchst du denn?» «6» «Wozu brauchst du die denn?» «Na, ich will den Elefanten holen an der Schiessbude.» Jasa holt Geld aus seiner Hosentasche. «Mehr hab ich aber auch nicht mehr.» Ich nehme das Geld von Jasa. «Danke. Das geht perfekt auf … müssen nur noch alle Schüsse sitzen.» «Wehe, wenn nicht.» meint Jasa und grinst.

Edona ist wieder zurück. «Wir haben das Geld zusammen für den Elefanten.» sag ich ihr. Sie strahlt uns an. «Wirklich? Das ist toll!» sagt sie freudig. «Kommt. Wir müssen ein paar Rosen erlegen.» sag ich und wink den beiden zu, mit mir mitzukommen. 

Wir spazieren zurück zum Schiessstand. Ich lege das Geld auf den Tisch. «Ich hätte gerne 20 Schuss für den Elefanten.» Der Mann in der Bude schaut mich leicht skeptisch an. «Für den brauchts du aber 25.» «Was? Eben waren es doch noch 20.» entgegne ich ihm etwas verwirrt. «Ich habe nie etwas von 20 gesagt.» «Doch. Das haben sie.» ich werde wütend. «Nein, habe ich nicht und jetzt macht Platz für Leute die Geld haben.» «Sie sind ein wirklich gemeiner Mensch!» keife ich den Mann an. «Ein böser Mensch!» doppelt Edona nach, während Jasa ihm seinen Mittelfinger zeigt.

Wir gehen ein paar Meter von dem Stand weg. «Was für ein Arschloch.» sagt Jasa. «Wir wollten doch nur ein Plüschtier … das war gemein.» meint Edona, während sie nach einem Kieselstein tritt.

«Ich habe eine Idee.» sagt Jasa, rück näher an mich ran und flüstert sie mir ins Ohr. Ich denke kurz über seinen Plan nach. «Ok.. versuchen wir es.» «Was versuchen wir?» fragt Edona. «Das ist nichts für dich Edona. Warte am Bellevue auf uns. Wir kommen gleich nach.» winkt Jasa ab. «Was habt ihr vor?» will sie wissen. «Ein wenig Gerechtigkeit.» sag ich und drücke sie. «Warte am Bellevue auf uns, ja?» Sie sieht uns skeptisch an, dreht sich dann aber um und trottet los.

Jasa und ich gehen zurück zum Schiessstand. Ich lege wieder das Geld auf den Tisch. «20 Schuss, bitte.» Der Mann sieht mich an und nimmt das Geld. «Du hast aber schon verstanden, dass das nicht reicht für den Elefanten?» Ich nicke. Er lädt das Gewehr durch und reicht es mir über den Tresen. Ich lege an und ziele auf die Rosen. Ich atme tief durch. Jasa hüpft auf der anderen Seite hoch, schnappt sich etwas aus der Bude und rennt los. «Halt! Haltet ihn fest! Der Saubengel hat mich bestohlen! Halt!» während der Mann damit beschäftigt ist, Jasa nachzuschreien, lege ich das Gewehr hin, schleiche mich auf der Seite in den Wagen, schnappe mir den Elefanten und renne in die andere Richtung davon. Er brüllt weiter, aber ich verstehe nichts, während ich durch die Menschenmenge renne. 

Wenige Minuten später bin ich am Bellevue angekommen. Ich sehe wie Edona auf einer Parkbank sitzt, ihre Beine schaukelt und wartet. Ich gehe auf sie zu, da kommt auch schon Jasa lachend angerannt. «Der war ja mal wütend, was?» Ich nicke und muss auch lachen. Edona kommt uns entgegen. «Hier.» Ich strecke ihr den blauen Elefanten entgegen. Sie sieht uns misstrauisch an. «Habt ihr.. ist der gestohlen?» «Nö.» meint Jasa. «Na.. nicht direkt gestohlen.» antworte ich. Sie schaut uns noch immer skeptisch an. «Wie jetzt? Ist er nun geklaut oder nicht?» Jasa und ich erzählen ihr, was wir gemacht haben. Dass wir ihn zwar gestohlen haben, aber auch, dass wir dem Mann unser komplettes Geld gegeben haben vorher. Edona starrt den Elefanten an. «Dann ist der jetzt für mich?» Wir nicken. «Und ihr habt ihm wirklich das Geld gegeben?» Wir nicken erneut. «Hmm.. ok … irgendwie geschieht ihm das ja recht. Er war wirklich gemein.» Edona zögert kurz, nimmt aber dann den blauen Elefanten, drückt ihn fest an sich und lächelt zufrieden. 

Jasa kramt in seiner Hosentasche rum und zieht einen kleinen Ball raus. «Ich hätte da noch diesen Gummiball von vorhin. Will den einer? … ach, vergesst es. Den behalte ich selbst.» sagt er und grinst. «Behalt den ruhig.» sag ich und muss lachen. «Wir sollten langsam mal zurück ins Heim, bevor die uns suchen. Meint ihr nicht auch?» fragt Edona. «Ja, sollten wir wohl.» antwortet Jasa. Wir trotten los. Edona hält ihr Plüschtier in der einen Hand, mit der anderen greift sie nach meiner, lehnt ihren Kopf kurz an meinen Oberarm und sagt «Danke für den Elefanten. Der wird jetzt für immer bei mir sein.»

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#33 Ist doch nur Gras

Ich schaue mir zum gefühlt tausendsten Mal diesen Raum an. Die blaugrauen Wände, die graue Tür mit der Klinke an der eine der Schrauben nicht richtig angezogen ist.

Warum ist die nicht richtig angezogen?

Fällt das denn keinem hier auf?

Das muss doch schon mal wer gesehen haben?

Sind die zu faul oder besitzen die keine Schraubenzieher?

Ich steh auf und gehe langsam um den Tisch rum. An einer Ecke bleibe ich stehen, halte mich an ihm fest und versuch ihn anzuheben. Ich hätte schwören können, dass der Tisch am Boden verschraubt ist. Ist er aber eben nicht.

Die Birne an der Deckenlampe flackert ab und zu. Die ist wohl bald durchgebrannt.

Ich habe keine Ahnung, wie lange ich schon hier drin bin. Die haben mir meine Uhr und alles andere abgenommen.

Am Limmatplatz haben sie mich aufgegabelt und mit unzähligen Fragen gelöchert. Immer dasselbe.. Die haben uns schon ne Weile im Visier. Immer mal wieder halten die uns auf und filzen uns. Ich hatte 10 50er und ein paar Sticks bei mir. Deswegen sitze ich jetzt überhaupt hier. Eingesperrt haben die mich, weil angebliche Fluchtgefahr. Naja.. haben sie wohl nicht ganz unrecht.

Jedenfalls bin ich jetzt halt in diesem Raum, bis mich mein Vormund abholt. Haben die gesagt. Da es Abend ist, weiss ich nicht, ob mich heute überhaupt noch jemand abholen kommen wird.

Das ist doch scheisse.

Ich spaziere noch ein paar Runden um den Tisch und entscheide mich dazu, mal an die Türe zu klopfen.

Keiner reagiert.

Ich klopfe noch ein paar mal dagegen. Kurz darauf höre ich Schritte und wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wird. Sie öffnet sich und ein Polizist steht im Türrahmen. „Was willst du?“ fragt er mich, sichtlich angepisst. „Kann ich gehen?“ Er schüttelt den Kopf. „Nein.“ „Krieg ich ne Zeitschrift oder sonst was zum Lesen?“ „Nein.“ „Krieg ich wenigstens was zu trinken?“ Er denkt kurz nach. „Moment.“ Der Polizist verschliesst die Türe wieder.

Ich gehe zum Tisch zurück. Aus Langeweile kippe ich ihn um. Ich hebe gerade einen der Stühle hoch, da geht die Türe wieder auf. Der Polizist von eben steht darin, mit einem Becher Wasser. „Hier. Ich hab Wa.. was zum Geier machst du denn da?! Lass das gefälligst!“ Er stellt den Becher neben sich auf den Boden, macht die Türe zu und kommt zum Tisch, um diesen wieder richtig hinzustellen. „Mir ist langweilig. Wie lange muss ich denn noch hier bleiben?“ „Das hättest du dir halt vorher überlegen müssen.. Trink dein Wasser und nerv mich nicht.“ antwortet er mir genervt. „Wie spät ist es denn überhaupt?“ will ich von ihm wissen. „9.00 Uhr durch.“ „Toll.. die holen mich heute bestimmt nicht mehr. Wo soll ich denn hier schlafen? Auf dem Tisch?“ ich bin angepisst und trete gegen ihn. „Lass das Junge!“ tadelt mich der Polizist. „Wenn sie dich nicht holen, bringen wir dich vor dem Schichtwechsel heim und übergeben dich deinen Aufsichtspersonen.“ „Und wann ist Schichtwechsel? … warum bringt man mich nicht jetzt schon weg?“ „In einer Stunde.“ Der Polizist geht aus dem Raum und schliesst die Türe wieder hinter sich ab. „Hey! Ich wollte wissen warum mich nicht jetzt schon einer wegbringt? … Hallo!“ Ich klopfe noch ein paar mal gegen die Türe, aber keiner reagiert. Ich drehe mich ab, lehne an die Türe und lasse mich an ihr zu Boden gleiten.

Dämliche Bullen … es ist doch nur Gras.

„Ich hab mir eure Namen gemerkt!“ ruf ich durch die Türe. Ich weiss nicht, ob die 15 jährige überhaupt einfach so ausfragen dürfen, alleine meine ich. Und ob die mich hier einfach einsperren dürfen, weiss ich auch nicht. Auf jeden Fall werde ich das alles abklären, wenn ich hier raus bin.

..wenn ich hier überhaupt mal rauskomme

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#32 Shorts und Sandalen

Jasa, Edona und ich stehen vor einem grossen Pavillon. Tische und Festbänke sind aneinandergereiht. Auf der anderen Seite dieses Festzeltes ist ein Tresen aufgebaut. Es riecht nach Grillfleisch. Das Zelt ist voll mit Leuten. Ihr Gerede und Gelächter wird nur leicht von der lauten Musik übertönt. Vereinzelt wurden ein paar Schweizer Fahnen aufgehängt.

Leicht angewidert schaue ich mir das Volk hier an. Viele alte Säcke mit Kurzarmhemden, Shorts und Sandalen. Als wäre das der Dresscode ihrer Gang. Nicht dass mich das stört. Soll doch jeder anziehen was er will. Ist halt einfach weit entfernt von meinem Geschmack. Sie schunkeln und saufen.

«Uff.. warum sind wir nochmal hier?» stelle ich die Frage, ohne meinen Blick vom Zelt abzuwenden. «Na, wir wollten Mini abholen.» antwortet Edona. Mini ist eine Freundin aus Edonas Klasse. Ich mag Mini. Ich verstehe mich gut mit ihr. Wir haben meistens viel Spass zusammen. Sie ist zwar stumm, aber … vielleicht ist das sogar mit ein Grund warum ich sie mag.

«Ja, ich weiss. Aber hier?» Ich nicke ein Mal kurz mit dem Kopf in Richtung Festzelt. «Ja. Sie hat mir gesagt, dass sie heute an diesem Quartierfest ist … Ich geh sie mal suchen … ihr könnt ja hier warten, wenn euch das hier zu viel ist.» meint Edona, grinst und streckt uns die Zunge raus. «Ja, wir warten hier auf euch.» antworte ich ihr. Jasa nickt und Edona verschwindet in Richtung Zelt.

Er stupst mich an. «Yo, lass was zu trinken holen … dieses Gejaule hält ja keiner aus ohne Alk.» Ich grinse, nicke und wir machen uns auf den Weg zur Bar.

Wir bevorzugen es aussen am Zelt entlang zu gehen. An einem der Tische, an denen wir vorbeigehen, schnappen wir ein paar Gesprächsfetzten auf. Irgendwas von den Scheiss Jugos bei ihm auf dem Bau. Jasa bleibt stehen, streckt einen Arm von sich, mir in den Weg, damit ich auch stehenbleibe.

«Das sind halt einfach faule, dumme Säcke. Zu nichts zu gebrauchen … dieses Pack.» sagt der eine Typ an dem Tisch. «Erst alle diese Italiener und jetzt nehmen wir auch noch all diese Jugos auf. Wo soll das denn hinführen mit diesen Ausländern? Ich komme mir schon bald nicht mehr vor, als wären wir hier noch in der Schweiz.» meint ein anderer. «Ach komm.. die Italiener sind ganz in Ordnung. Die haben wenigsten guten Wein, gutes Essen und heisse Frauen.» Alle an dem Tisch lachen. «Essen haben die wirklich gutes … nicht so wie diese Jugos mit ihren komischen Tschitscha Tschetscha Wurstzeugs. Keine Ahnung, was die da alles reinpacken. Ich bleib bei meiner Bratwurst und dem Cervelat. Prost!» Er hält seinen Bierkrug hoch und stösst mit den anderen an.

Ich sehe Jasa an, dass er wütend ist. Er wirft den Typen an dem Tisch einen bösen Blick zu. Ich lege meinen Arm um ihn. «Komm.. Vergiss die Vollidioten.»

Wir gehen ein paar Meter weiter. «Ich verstehe es einfach nicht. Wie kann man denn nur so ein Arschloch sein? Die haben ja offensichtlich keine Ahnung! … Das macht mich so wütend Ben!» Jasa boxt eine paar Mal vor sich in die Luft. «Nicht nur dich… Irgendwie gibt es die Holzköpfe einfach überall. Dauernd hört man so eine Scheisse irgendwo … aber was tun? Ist ja leider nicht wirklich verboten, schlecht über andere zu reden.» Jasa nickt. In der Zwischenzeit sind wir vorne beim Tresen angekommen. «Habt ihr Whisky Cola?» fragt Jasa. Die Frau hinter der Theke nickt. «Dann gerne 2 Mal einen doppelten, Bitte.» die Frau grinst uns an und fängt an, uns die Drinks zu mischen.

Jasa kramt Geld aus seiner Hosentasche, legt es auf die Theke und nickt der Frau zu. «Stimmt so.» Sie bedankt sich mit einem Lächeln im Gesicht und nimmt das Geld.

Wir gehen wieder zurück. Auf Höhe der Festbank von eben, bleibt Jasa wieder stehen. «Hey.. diese scheiss Ausländer, oder?» Er nimmt einen grossen Schluck, hält seinen Becher über den Kopf des einen Typen und leert ihm den Rest seines Drinks über den Kopf. «Mit freundlichen Grüssen von einem scheiss Jugo!» Der Typ dreht sich um, brüllt irgendwas und versucht Jasa zu packen. Der ist aber zu flink für den alten Sack. Ohne nachzudenken, spritze auch ich ihn mit meinem Drink voll. «Das ist übrigens Cevape du scheiss Fascho!» Der Kopf des Typen wird ganz rot, weil er uns anbrüllt. Ein paar an dem Tisch sehen sich das ganze entsetzt an. Der Rest lacht aber. Der Typ scheint aufstehen zu wollen. «Komm.» Meint Jasa. Wir gehen eilig weiter zu der Stelle, wo wir auf Edona warten wollten. Sie ist noch nicht wieder da.

Ich sehe, wie der Typ von vorhin, mit einem weiteren auf uns zukommt. Ich stupse Jasa an. «Kuck. 2 freilaufende Nazis.» Wir müssen beide lachen. Die Männer sehen uns wütend an und bauen sich vor uns auf. «Ich erwarte eine Entschuldigung von euch Drecksblagen!» Jasa und ich schauen uns an. «Entschuldigung für was?» fragt Jasa ganz ruhig und freundlich. Der eine Typ packt Jasa am Kragen seines Shirts. «Jetzt werd hier mal nicht noch frecher du Saubengel!» Jasas Mimik ist angespannt. Er starrt dem Typen ins Gesicht. «Es wäre besser, wenn sie mich auf der Stelle loslassen..» presst er den Satz aus seinem Mund. Der andere Mann, kippt das Bier aus seinem Glaskrug und umklammert den Henkel sehr fest mit seiner Hand. Wir sehen uns beide an. «Es wäre wirklich besser, wenn sie ihn jetzt loslassen.» sag ich, ohne den Blick von dem Kerl mit dem Krug zu lassen. «Was ist denn hier los?» Edona und Mini kommen von der Seite zu uns angerannt. «Darf ich vorstellen … Nazis … noch mehr Ausländer … Ausländer … Nazis.» Mit einem sarkastischen Unterton stelle ich sie einander vor. Alle schauen sich kurz gegenseitig an. «Was ist denn passiert?» fragt Edona. «Die netten Herren dachten, es sei vollkommen ok, wenn man einfach so rassistische Scheisse labert … wir haben dem einen eine Dusche mit unseren Getränken verpasst … er findet das aber gar nicht witzig.» Ich zeige mit dem Finger auf den Kerl, der Jasa noch immer an seinem Shirt festhält. «Ich verstehe..» meint Edona. «Hören sie, es gibt 2 Optionen. Entweder, sie lassen meinen Bruder jetzt los und wir gehen alle unserer Wege ODER … sie starten eine Schlägerei und können sich dann schon mal überlegen, wie sie es rechtfertigen wollen, dass sie ein paar Minderjährige verprügelt haben … ich habe da nämlich ein paar Wachleute gesehen auf der anderen Seite vom Zelt und wenn sie wüssten, wie schnell ich rennen kann…» Mit den Händen in der Hüfte steht Edona da und hat ihren Kopf leicht zur Seite geneigt. Die Männer wirken etwas überrumpelt von der Ansprache. Jasa unterbricht die kurze Stille, indem er anfängt runterzuzählen. «5.. 4.. 3.. 2.. 1!» Er spuckt dem Typen vor ihm ins Gesicht. Dieser will ausholen zum Schlag. Ich bin schneller und hämmer ihm eine rein. Er lässt Jasa los und fasst sich ins Gesicht. Im Augenwinkel sehe ich, wie der Kerl mit dem Krug näherkommt. Allerdings schafft er es nicht sehr weit, weil Edona ihm einen gekonnten Tritt zwischen die Beine verpasst. Er sackt zusammen. Mini die völlig überfordert zusieht, wird von Edona an der Hand gepackt. «Komm mit! Wir holen Hilfe.» die beiden rennen davon.

Zwischenzeitlich haben ein paar andere in dem Zelt bemerkt, was hier draussen vor sich geht.

Bis auf einen Mann, gaffen aber alle bloss. Er kommt auf uns zu gerannt. Ich denke mir nur, dass das jetzt definitiv zu viel werden wird, aber der Mann scheint sich nicht auch noch auf uns zu stürzen. «Hey! Jungs! Jungs! Hört auf euch zu prügeln!» Er zieht den einen von Jasa weg. «Jakob, beruhige dich. Das sind doch noch Kinder verdammt!» Die Männer lassen ab. Jasa und ich treten ein paar Schritte von ihnen weg. «Seht zu, dass ihr wegkommt, ihr Dreckspack!» schreit uns einer der Typen an.

Jasa und ich trotten langsam weg, in die Richtung, in der Edona und Mini verschwunden sind, da kommen die Beiden auch schon wieder angerannt und bleiben vor uns stehen. «Die waren nicht mehr da. Ich weiss nicht, wo die jetzt sind.» erklärt Edona leicht ausser Atem. «Hat sich eh erledigt.» meint Jasa. Seiner Antwort schwingt ein deprimierter Unterton mit. Edona sieht uns fragend an. «Geht es euch gut? Ist alles ok?» Er schüttelt den Kopf. «Was ist denn nicht ok? Müssen wir ins Krankenhaus?» Edona mustert uns beide von Kopf bis Fuss. «Nein…» sag ich «es ist nicht alles ok, weil Nazis einfach ungestraft frei rumlaufen können.» «Das ist doch einfach alles Scheisse…» ergänzt Jasa.

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#31 Gänseblümchen

„Hast du eine neue Hose?“ frage ich Edona, die sich gerade an den Frühstückstisch setzt. „Ja. Die ist toll, oder? … Mama Ria hat die mir gegeben. Wo ist denn eigentlich Jasa?“ fragt sie, während sie auf den leeren Platz neben mir sieht.

„Der hat sein Frühstück runtergewürgt und versucht jetzt im Zimmer noch die Hausaufgaben fertig zu kriegen … das sind wirklich coole Hosen … hast du da eine Tasche am Bauch?“ „Ja.“ Edona steht auf und kommt um den Tisch zu mir. „Kuck.“ Sie öffnet die Brusttasche an ihrer hellblauen Jeanslatzhose. „Und die kann ich mit einem Reissverschluss zumachen.“ Sie zieht zur Demonstration ein paar mal die Reissverschlüsse an den Hosentaschen hoch und runter. Sie sieht mich mit ihren grossen Augen und einem Lächeln an. „Die ist super! … Mama Ria ist einfach die Beste.“ Edona setzt sich wieder auf ihren Stuhl und macht sich ein Müsli zurecht. „Ja, Mama Ria ist wirklich die beste.“ bestätige ich.

„Wir sollten ihr Schokolade oder Blumen schenken.“ meint Edona. „Schokolade oder Blumen?“ „Ja … sie hat mir mal gesagt, dass wenn man jemanden ganz doll mag, schenkt man ihm Schokolade oder Blumen?“ „Ah.. ok.“ Ich denke kurz nach. „Aber.. ich hab gar kein Geld um Schokolade oder Blumen zu kaufen.“ Edona winkt ab. „Ich doch auch nicht. Aber wir könnten ja Blumen pflücken für sie.“ Ich nicke. „Wir haben doch frei am Nachmittag. Lass uns am Mittag nach der Schule welche pflücken und sie ihr am Nachmittag geben.“ Edona nickt und grinst.

Ich esse mein Müsli auf und rücke meinen Stuhl vom Tisch weg. „Ich geh mal Zähne putzen. Bis später.“ „Bis dann.“ antwortet Edona. Ich steh auf, nehme mein Tableau mit meinem Geschirr und bringe es in die Küche. Mein Geschirr abgeladen, gehe ich den Flur entlang zum Bad. Ich kram gerade meine Zahnbürste aus meinem Kulturbeutel, da kommen Yanik und Pascal ins Bad. „Na, Benny Bunny.“ sagt Yanik und schubst mich. „Lass mich in Ruhe. Ich will doch nur Zähne putzen.“ „Das ist aber mein Spülbecken.“ meint er und schubst mich erneut. Etwas doller als vorhin. „Dann geh ich halt an ein anderes.“ Ich packe meinen Beutel und stell mich vor das nächste Becken. „Nein, nein. Da darfst du auch nicht.“ Er schubst mich wieder und ich falle rücklings zu Boden. Ich versuche den Sturz mit meinen Händen abzufangen. Beim Aufprall fängt meine linke Hand an zu schmerzen. Ziemlich fest. Ich zieh sie nach vorne und schau sie mir an. Sehen kann ich nichts, aber die Schmerzen werden stärker und ich kann sie kaum bewegen. So sehr ich mich vor den 2 älteren Jungs auch versuche zusammenzureissen, drücken mir trotzdem Tränen aus den Augen. „Oh.. muss das kleine Baby jetzt weinen?“ Yanik und Pascal machen so komische Gesten vor ihren Augen. „Haut ab! Lasst mich in Ruhe!“ Die beiden äffen mich noch nach und verschwinden dann lachend aus dem Bad.

Ich stehe auf und mir ist leicht schwindelig. Langsam gehe ich in Richtung Küche. Ich suche Mama Ria und finde sie auch. Ich erzähle ihr was passiert ist. Sie sieht sich meine Hand an „Das müssen wir einem Arzt zeigen. Ich seh mal, wer dich da hin bringen kann.“ sagt sie während sie ein Glas Sirup aufgiesst. „Hier Ben. Trink das. Ich bin gleich wieder da.“

Ich stehe in der Küche und nippe an meinem Getränk, als Mama Ria wieder zurückkommt. „Ok Ben. So wie es aussieht, gehe ich mit dir zum Arzt. Komm.“ Sie legt mir eine Hand um die Schulter, ich stelle mein Glas auf den Tisch und wir gehen los.

Mittlerweile bin ich wieder auf dem Weg zurück ins Heim. Das dauerte da ewig. Meine Hand wurde geröntgt. Der Arzt hat mir das Bild gezeigt und mir erklärt, wo der Bruch ist. An der Handwurzel. Eine der Frauen da, hat mir eine Schiene mit einem Gips gemacht. Sofia, eine unserer Betreuerinnen kam irgendwann, um Mama Ria abzulösen. Sie muss ja das Mittagessen machen für uns.

Ich spaziere mit ihr gerade in Richtung Türe vom Heim, da sehe ich, dass Edona vor dem Eingang auf einer Stufe sitzt. Ich renne zu ihr hin. „Oh Ben! Geht es dir gut? Wirst du wieder gesund?“ sie wirkt etwas bedrückt. Ich nehme sie kurz in den Arm. „Ja, das wird schon wieder. Ist gebrochen. Aber in ein paar Wochen ist alles wieder gut, hat der Arzt gesagt.“ Edona lächelt mich an „Dann bin ich froh.“ In dem Moment sehe ich, dass sie einen Strauss mit Gänseblümchen in der Hand hält. „Oh.. tut mir leid, dass wir die nicht zusammen pflücken konnten … sollen wir sie gleich Mama Ria bringen?“ Edona sieht mich leicht verlegen an. „Nein.. die..“ sie streckt mir die Blumen hin. „Die sind eigentlich für dich.“

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#30 Fick die Welt

Ich sitze auf der Bettkante, Janina liegt hinter mir auf meinem Bett. Sie krault mir den Rücken. Wir haben uns an Jasas Geburtstag kennengelernt. Der war letzten Samstag. Wir haben eine Kneipentour gemacht. Ich habe sie da in einer Bar kennengelernt. Sie wartete vor den Toiletten und ich habe sie irgendwie überredet, dass sie sich uns mit ihren Freundinnen anschliesst. Wir haben uns vorgestern nach Feierabend noch mal allein getroffen und heute ist sie mit zu mir gekommen. Ich drehe gerade einen Blunt, als plötzlich Sven, ohne anzuklopfen in mein Zimmer reinplatzt. Janina zieht sich erschrocken die Bettdecke über ihren nackten Oberkörper. «Alter, kannst du nicht anklopfen?!» keif ich ihn an. Sven senkt den Blick zu Boden. «Ich.. entschuldige.. ich wusste nicht, dass du Besuch hast … du weisst aber schon, dass wir unter der Woche keinen Besuch mehr hier haben dürfen nach 20.00 Uhr, oder?» stottert er vor sich hin. «Ach, verpiss dich doch einfach.» «Kannst du die Musik leiser stellen? Ich versuche drüben zu lernen.» er zeigt mit seinem Finger gegen die Wand, die an sein Zimmer grenzt. Sein Blick geht immer noch in Richtung Boden. «Ja, meinetwegen.» Ich lege den Blunt auf meinen Nachttisch, stehe auf, gehe zu meiner Stereoanlage im Regal und drehe den Regler zurück. «So besser?» frage ich ihn etwas angepisst. Er blickt kurz hoch, nur um dann gleich wieder wegzuschauen. «Ja. Danke.» Sven dreht sich ab und geht wieder aus dem Zimmer. Beim Rausgehen erinnert er mich nochmal daran, dass ich keinen Besuch mehr haben darf um diese Uhrzeit. «Verschwinde einfach und lass mich in Ruhe, ja.» Ich sehe zu Janina rüber. Sie zieht die Bettdecke wieder weg, lehnt sich aus dem Bett und nimmt ihr Shirt vom Boden hoch. Während sie sich das Shirt überzieht, fragt sie mich: «Springst du immer so um mit dem armen Kerl?» Ich sehe sie fragend an. «Armer Kerl? … das ist kein armer Kerl. Das ist Sven … und ich würde ja gerne normal mit ihm reden, aber er nervt mich dauernd mit irgendwas, nörgelt nur rum und verpetzt mich dauernd bei unserer WG-Betreuerin … der Holzkopf..» Janina grinst. «Ok.. wie du meinst … heizen wir jetzt den Blunt oder soll ich lieber gehen. Ich will ja nicht, dass du wegen mir ärger bekommst.» «Klar gehen wir den jetzt rauchen … das andere regelt sich schon … aber ich geh vorher noch kurz auf die Toilette.»

Ich gehe raus auf den Flur. Auf der Höhe von Svens Zimmer bleibe ich kurz stehen und klopfe. Kurz darauf öffnet sie sich und Sven steht im Türrahmen. «Hey, du weisst wie das läuft. Du hälst einfach die Klappe und es gibt keinen Ärger, ja.» Sven nickt und schliess seine Türe wieder. Ich schlendere weiter zum Klo. Andrea sitzt im Wohnbereich auf der Couch und sieht fern. Sie winkt mir zu. «Hey Bennilein, ist das deine neue Freundin?» Sie grinst mich so komisch an. «Keine Ahnung wovon du redest.» Ich gehe einfach weiter. «Na, von dem Mädchen in deinem Zimmer … Hey! Ben!»

Den Rest höre ich nicht mehr, weil ich im Bad verschwinde.

Auf dem Rückweg muss ich wieder bei Andrea vorbei. «Hey Ben. Du weisst schon, dass wir um diese Zeit keinen Besuch mehr haben dürfen?» tadelnd erhebt sie ihren Zeigefinger. «Jetzt fang du nicht auch noch damit an … Lasst mich doch einfach mal in Ruhe…» genervt gehe ich in mein Zimmer zurück.

Als ich die Türe öffne, sehe ich wie Janina vor meinem offenen Schrank steht. «Was genau machst du denn da an meinem Schrank?» Janina zuckt erschrocken zusammen. «Man, musst du mich so erschrecken? … Ich habe nur einen Pulli gesucht. Mir ist etwas kalt … und wenn wir ja gleich raus gehen… Sorry.» «Ach, schon ok. Nimm dir einfach einen.» Ich stelle mich hinter sie, halte mit einer Hand ihre Hüfte, streife mit der anderen ihre Haare zur Seite und gebe ihr einen Kuss auf den Nacken. Sie kichert leise, greift nach einem Pullover und zieht ihn raus. «Oh.. Hast du kein Bankkonto?» Sie dreht sich um und streckt mir ein Geldbündel hin. «Äh.. doch, schon.» Ich nehme ihr das Geld ab und stecke es zurück hinter die Pullover im Schrank. «Warum hast du soviel Geld in deinem Schrank?» Will Janina wissen. Ich zögere kurz. «Das … ist von einem Nebenjob.» Sie sieht mich etwas skeptisch an. «Nebenjob, huh?» Ich nicke etwas zögerlich. Sie starrt mich an. Sie denkt wohl nach. Sie erwacht kurz darauf wieder aus ihrer Starre, streckt sich an mir hoch und flüstert mir ins Ohr: «Böser, böser Junge…». Sie küsst meinen Hals, stellt sich wieder aufrecht hin und schlüpft in meinen Pullover. «Sollen wir jetzt raus gehen? … und vielleicht erzählst du mir dann ja bisschen von deinem Nebenjob.» sie nimmt meine Hand und grinst mich an. «Ja, ok. Lass uns einen Spaziergang machen.»

Ein paar Minuten später sind wir am Käferberg, spazieren ein Stück dem Waldrand entlang und setzen uns hin. Ich kram den Blunt aus meinem Rucksack und steck ihn an. „Und? Erzählst du mir jetzt, was das genau für ein Nebenjob ist?“ Ich nehm einen weiteren Zug und denke kurz nach. Ich reiche ihr den Blunt und steh auf. „Siehst du das da unten?“ Ich schwenke meinen Arm über die Stadt, die unter uns liegt. Ich dreh meinen Kopf zu ihr. Sie sieht mich an und nickt. „Das … ist eine riesige Küche … und ich bin ein kleiner Zulieferer für Gewürze, die so gebraucht werden.“ Ich lache. „Eine Küche?“ Sie grinst. „Jap.“ „Und du bist der Gewürzlieferant?“ „Jap.“ „Na dann, Herr Lieferant..“ Sie steht lachend auf, legt einen Arm um mich und hält mir den Blunt wieder hin. „Und … warum machst du das?“ will sie von mir wissen. Ich nehmen eine tiefen Zug und atme langsam den Rauch wieder aus. „Wegen … weil ich es kann.“ „Weil du es kannst?“ „Jap.“ Ein kurzer Moment Stille. „Aber … ist das nicht gefährlich? Ich mein … ein grosser Teil der Welt findet das wohl nicht sooo übertrieben toll … sollte ich mir Sorgen machen um dich?“ „Nö.. ich komm schon klar und so nebenbei, fick die Welt!“ „Fick die Welt?“ „Jap. Fick die Welt.“ Ich strecke meinen Arm, zeige der Stadt einen Mittelfinger, drehe mich zu Janina und Küsse sie.

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#29 Alle haben ihre Gründe

Mit 2 Whisky Cola komme ich gerade von der Bar und schlängle mich durch die Clubbesucher, als mir plötzlich jemand von hinten auf die Schulter tippt.

Ich bleibe kurz stehen und dreh mich um.

Scheisse.. Nicht die schon wieder.

„Hey Süsser. Hast du mir was?“

Ich schüttle den Kopf und gehe weiter.

Ein Mal quer durch den Club zu Jasa. Er tanzt mit einem Mädchen, dass noch nicht da war, als ich mich zur Bar aufmachte. Aus den Boxen dröhnt Pon de Replay. Er sieht mich ankommen und grinst mich schelmisch an. Ich grinse zurück und strecke ihm seinen Dink hin. Nickend nimmt er ihn entgegen.

In dem Moment schmeisst sich Aline an mich ran. „Komm schon Ben. Ihr habt doch sicher was dabei.“ Sie reibt sich tanzend an mir. „Du nervst!“ Ich versuch die Klette von mir weg zu drücken. „Bitte Ben.. nur eine E.. Bitte, bitte.“ Sie sieht mich mit ihrem Hundeblick an.

Das Ding ist, Aline schuldet mir ohnehin noch Kohle für die letzten Teile. Sie hat selten Geld in letzter Zeit. Da wir sie kennen, haben wir ihr das Zeug ein paar mal quasi vorgestreckt. Irgendwie glaube ich nicht mer daran, dass sie ihre Schulden mal noch begleichen wird. Aber wenn sie mich so ansieht, werde ich bisschen schwach. „Na gut. Komm mit.“

Ich gehe mit ihr im Schlepptau ein paar Meter weg vom grössten Getümmel auf der Tanzfläche. Ich knie mich hin, zieh ein Grip aus meiner Socke und steh wieder auf. Aline lächelt mich an. „Ist das das gute Zeug?“ „Wir haben nur das gute Zeug … hast du das Geld? … wenigstens das Geld für dieses Teil?“

Aline rückt nah an mich ran. Ihre Hand fährt unter mein Shirt, sie presst sich fest an mich. „Ich dachte, ich kann es vielleicht anders abbezahlen.“ Sie packt mich im Schritt. „Lass das!“ Ich nehme ihre Hand und zieh sie weg von mir. Ihr Lächeln von gerade eben, weicht einen wütenden Gesichtsausdruck. „Findest du mich nicht attraktiv? Bin ich hässlich? … jeder andere wäre glücklich, wenn ich ihn mal ran lassen würde!“ „Schon klar… du Sexgöttin…“ Ich wende mich ab und will zurück zur Tanzfläche. „Du bist so ein Arschloch!“ keift sie mich an.

Ich drehe mich wieder zu ihr. „Ich bin ein Arschloch? Gerade wolltest du mir dich noch als Zahlungsmittel anbieten. Das ist sowas von weit entfernt von jeglicher Würde … Kann ja sein, dass das bei anderen funktioniert, aber in meinen Augen macht dich das einfach nur eklig … Verstehst du mich? Lass es einfach gut sein.“ Sie sieht mich wortlos an. Ich bemerke wie ihre Augen glasiger werden. „Weinst du?“ „Nein! … verpiss dich.“ Sie senkt ihren Blick zu Boden.

„Was ist denn los? … hey, ich wollte dich nicht verletzen. Wirklich nicht… Hast du nen 10er oder so? Ich kann dir ausnahmsweise auch mal eine Halbe geben.“ Sie sieht mich wieder an. „Ja.. hab ich.“ „Komm. Wir gehen kurz raus.“

Wir drängeln uns durch die Menschen im Eingangsbereich nach draussen, gehen ein paar Meter vom Club weg und setzen uns vor eine Hauswand.

Ich hole ein Teil aus dem Grip, breche es in 2 Hälften und halte ihr eine hin. „Hier.“ Sie kramt in ihrer Handtasche rum und zieht einen 10er raus. „Danke.“

„Weisst du Ben, heute ist einfach ein richtiger Scheisstag.“ „Nur weil ich keinen Sex mit dir wollte?“ Ich stupse sie an und lache. „Sorry. Zu früh?“ „Du bist ein Idiot.“ kontert sie mit einem leichten Lächeln. „Ganz ehrlich, ich weiss nicht was mich da geritten hat … ich wollte einfach unbedingt den Tag vergessen.“ „Was ist denn so schlimm heute?“ „Ich weiss nicht, ob ich dir das erzählen soll … seit wir nicht mehr in der Schule sind, haben wir uns ja kaum noch unterhalten.“ „Das stimmt. Aber wenn du dich auskotzen willst, nur zu.“ Ich lächle sie an „Ich hab eh gerade nichts besseres zu tun.“ Sie lächelt und spielt an einem ihrer Schnürsenkel rum. „Weisst du … Gestern mussten wir unseren Hund einschläfern, heute Nachmittag bin ich durch die Fahrprüfung gerasselt und Zuhause ist Momentan die ganze Zeit nur Stress … ich weiss auch nicht… Ist mir einfach zu viel gerade.“ „Oh man.. Das Leben ist manchmal echt anstrengend…“ Ich weiss gerade nicht so richtig was ich sagen soll. Aber Sprüche wie „Kopf hoch, das wird schon wieder“ spare ich mir lieber. Ich weiss ja nicht, wie ihr das geht, aber ich hasse diese dämlichen Floskeln.

Wir schweigen kurz, bis sie es unterbricht.

„Weisst du noch, das eine Mal im Sportunterricht, als wir Fussball gespielt haben und du mich ziemlich heftig angerempelt hast? … du hast mich reflexartig aufgefangen, damit ich nicht hinfalle. Du hattest mich ein paar Sekunden ganz fest in deinen Armen … das ist eine meiner Lieblingserinnerungen an die Schulzeit … ich war damals bisschen in dich verknallt … voll kitschig oder?“ Sie spielt weiter an ihrem Schuh rum ohne mich anzusehen. „Ja, ich kann mich daran erinnern … Du hattest dieses Mickey Mouse Shirt an … ich fand das immer voll gut, wenn du das anhattest. Weiss nicht, ob das kitschig ist. Ist doch was Gutes, wenn du dich gerne daran erinnerst.“

„Es ist doof, dass wir nach der Schule keinen Kontakt mehr hatten.“ „Na, das lässt sich doch ändern … du hast ja meine Nummer. Frag mich doch einfach mal, ob wir einen Kaffee trinken gehen, statt immer nur dieses andere Zeug.“

„Sicher?“ sie sieht mich fragend an. „Hätte es wohl sonst kaum vorgeschlagen.“

Sie sieht mich lächelnd an. „Sollen wir einen Kaffee trinken gehen?“

Die ersten Kapitel gibt es auch in Hörspiel-Form. Das ganze ist eine Spendenaktion für die NUK.

Alle Infos findest du hier!

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#28 Luxemburgerli-Theorie

„Was ist mit den Beiden da drüben?“ Jasa zeigt auf ein Pärchen, dass den Läden entlang schlendert. Ein älterer, glatzköpfiger Herr im Anzug und eine junge, blonde Frau in einem Pelzmantel.

Wir sitzen an der Tramhaltestelle auf dem Paradeplatz und beobachten das Geschehen.

„Definitiv Touristen.“ „Aber es könnte doch auch ein Chef von einer der Banken sein, der seine Mittagspause mit seiner Tochter verbringt.“ meint Jasa. „So wie sie an ihm dranhängt, hoffe ich mal nicht, dass das seine Tochter ist.“ „Vielleicht ist es ja die Stieftochter.“ Wir müssen lachen. „Eklig… Ich denke trotzdem nicht, dass jemand um 10.00 Uhr schon Mittagspause macht.“ „Ja, ok.“ Jasa stupst mich mit seinem Ellenbogen an und grinst. „aber das schliesst die Stieftochter-Theorie nicht aus.“ Wir müssen wieder lachen.

„Und was läuft bei denen?“ Er zeigt auf eine kleine Gruppe Leute, die ein paar Meter hinter dem Pärchen sind. „Das müssen Touris sein. Keine Frage.“ „Bloss weil es Asiaten sind? Hier leben auch Asiaten, falls dir das noch nicht aufgefallen ist.“ „Was? Nein! Darauf bezieh ich das doch gar nicht. Die haben nur fast alle einen Fotoapparat in der Hand. Kuck doch..“ Jasa grinst. „Weiss ich doch, Alter. … Ich zieh dich nur auf.“ „Depp.“

„Weisst du, was ich denke?“ Unterbricht Jasa unsere Gesprächspause. „Bin ich ein Hellseher?“ „Ich denke, die haben die ganze Bahnhofstrasse nur für die Touristen gebaut.“ „Wie kommst du denn darauf?“ „Na, weil hier immer so viele davon sind.“ „Hier kann man halt gut Bummeln. Hier gibts viele Läden und ein paar Restaurants.“ „Ja eben. Extra für die Besucher. Oder warst du schon mal in einem der Läden hier und hast was gekauft?“ Ich denke kurz nach.

„Ja klar. Und du auch, du Holzkopf. … ich war schon oft im Franz Carl Weber und im St. Annahof.“ Ich seh ihm an, dass er nachdenkt. „Ok… Aber der ganze Rest ist doch nur für Touris.“ „Ich weiss nicht. Deine Theorie hinkt … wir hängen ja auch hier rum.“ „Ja, aber ich hab mir heute weder eine Uhr noch einen Pelzmantel gekauft. Du etwa?“ Ich muss lachen. „Nein. Hatte noch keine Zeit.“ Jasa muss ebenfalls lachen.

„Siehst du den Typen da drüben, mit seiner kleinen Box?“ Ich stupse Jasa an und zeig auf den Mann, der gerade aus der Confiserie Sprüngli kommt. Jasa nickt. „Da sind bestimmt Luxemburgerli für seine Frau drin.“ Jasa sieht mich fragend an. „Und? Luxemburgerli sind doch lecker.“ Ich nicke. „Ja schon. Aber Onkel Jan hat mal gesagt, dass Männer, die ihrer Frau Luxemburgerli nachhause bringen, ein schlechtes Gewissen haben.“ „Ist das so?“ „Sagt er zumindest.“ „Na dann. … Was hat er wohl angestellt?“ „Vielleicht hat er ja auch seine Frau mit seiner Stieftochter betrogen.“ Wir müssen laut lachen.

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#27 So ein Zuckerwasserkuchen

„Ich hab lust auf was Süsses.“

Edona und ich sitzen am Limmatufer. Sie liest eine Zeitschrift und ich male auf meinem Zeichenblock rum.

„Dann lass uns was holen … Kiosk?“ frag ich sie. „Nein. Eher was kuchiges oder so.“ „Wir könnten Baklava holen bei Esra.“ „Oh ja! Baklava!“ Edona springt freudig auf. „Komm schon Ben.“ sie hüpft ungeduldig vor mir rum. Ich muss lachen. „Ich komm ja schon.“

Ich verstaue meine Malsachen im Rucksack und wir gehen los, in Richtung Niederdorf.

Auf der Höhe vom Platzspitz bleibt Edona stehen und hält mich am Arm fest. „Warte mal Ben … siehst du das Mädchen da?“ Ich drehe meinen Kopf in Richtung Park.

Ich mag diesen Park nicht. Da gibt es voll viele Junkies. Das sind komische Menschen und ein paar von denen machen mir bisschen Angst. Darum schaue ich eigentlich nie in den Park, wenn ich da vorbeikomme.

„Ja, seh ich … meinst du, sie hat sich verlaufen oder so?“ Edona zuckt mit den Schultern. „Fragen wir sie doch einfach mal.“ Edona nimmt meine Hand und wir gehen rüber zu dem Mädchen.

„Hey… hast du dich verlaufen?“ Das Mädchen sieht uns fragend an. „Nein.“ „Okay… und was machst du dann hier?“ fragt Edona. „Ich warte auf meine Mama.“ antwortet ihr das Mädchen. „Deine Mama lässt dich hier vor dem Park warten? … ihr seid wohl nicht von hier. Dann wüsste sie, dass sie dich nicht ausgerechnet vor diesem Park alleine warten lassen sollte.“ sag ich ihr. Das Mädchen blickt auf den Boden und ihre Stimme wird leiser. „Meine Mama ist da drin.“

„Oh man… tut mir leid… das wusste ich nicht.“ entschuldige ich mich.

Edona unterbricht die Stille. „Ich bin Edona … der Vogel hier heisst Ben. Und wie heisst du?“ Edona schubst mich leicht und lacht. Das Mädchen lächelt auch. „Ich heisse Isabelle.“ „Und wie alt bist du?“ fragt Edona weiter. „Ich bin 11… und ihr?“

„Ich bin auch bald 11.“ antwortet Edona. „Ich bin schon 11.“ sag ich und gebe Edona den Schubser von eben grinsend zurück.

„Hey, wir waren eigentlich gerade auf dem Weg um uns Baklava zu holen. Magst mitkommen?“ Isabelle sieht mich fragend an. „Was ist Baklava?“ „hmm… Zuckerwasserkuchen.“ „Zuckerwasserkuchen?“ sie sieht uns verwundert an. „Jap… Zuckerwasserkuchen passt.“ meint Edona nickend. „Das klingt interessant … aber ich kann hier nicht weg. Wenn meine Mama wieder kommt und ich nicht da bin, ist das nicht gut.“ Sie sieht betrübt auf den Boden.

„Weisst du was. Wir bringen dir einfach welches mit.“ Isabelles Blick wandert wieder hoch und sie lächelt uns an. „Danke.“ „Ach, kein Ding. Bis gleich … komm Ben.“

Wir gehen los und holen unser Baklava bei Esra. Seine Frau und er haben eine kleine Imbissbude im Niederdorf. Esra ist ein Freund von Onkel Jan. Wir gehen öfter mal bei ihnen essen. Sie sind immer voll nett und wenn wir ohne Onkel Jan da sind, müssen wir meistens viel weniger bis gar nicht bezahlen. Esra ist auch sowas wie ein Onkel oder so.

Ausgerüstet mit Baklava gehen wir zurück zum Platzspitz.

„Wo ist sie denn hin?“ Edona und ich sehen uns um. Weit und breit keine Isabelle zu sehen. „Vielleicht ist sie im Park.“ meint Edona. „Vielleicht… aber ich will da nicht rein.“ „Ich auch nicht.“

Wir sehen uns noch ein paar Minuten um und warten, ob sie nicht doch noch plötzlich wieder auftaucht.

„Komm Ben.“

Wir spazieren zum Bahnhof und setzen uns auf eine Bank.

Edona öffnet die kleine Kartonschachtel und nimmt ein Stück raus. „Schade… jetzt weiss sie noch immer nicht, wie lecker Zuckerwasserkuchen ist.“ sie grinst. Ich greife auch in die Box. „Sie tut mir leid.“ „Wegen dem Baklava?“ „Nein. Wegen ihrer Mutter.“ Ich sehe Edona an, dass sie nachdenkt. „Ben… Wenn wir gross sind… lass uns niemals so werden.“ „Versprochen.“

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#26 Partygewürz

Es sind Sommerferien. Bald beginnt unser letztes Schuljahr. Aber das ist gerade nicht so wichtig. Wir spazieren durch die Stadt nach Hause. Der Himmel wird langsam heller. Bald wird die Sonne aufgehen.

Es ist angenehm kühl.

„Warte kurz.“ sag ich zu Jasa und bleibe stehen. Ich ziehe meinen Rucksack von der Schulter.

„Was suchst du denn?“ will er von mir wissen.

„Meine Coke … ich hätte schwören können, ich hab da noch eine.“ Ich finde sie nicht, schliesse meinen Rucksack wieder, hänge ihn über die Schulter und wir gehen weiter.

„Das war ne ziemlich gute Party.“ meint Jasa grinsend.

„Ja, die war super!“

Er legt seinen Arm über meine Schultern und wir schlendern weiter.

„So stelle ich mir den Himmel vor.“

Wir müssen beide lachen.

Sevi, so ein Typ, dem wir vor einem Club mal was angedreht hatten, hat uns zu einer privaten Pool Party eingeladen. Wir zwei waren quasi für das Gewürz zuständig.

Ich gehe schwer davon aus, dass er uns ohne unsere Liefereigenschaften bestimmt nicht eingeladen hätte.

Die waren da alle älter als wir. Vielleicht so 18 bis 20 Jahre alt? Ich weiss es nicht genau. Ein paar davon sind im Gymnasium und ein paar Studenten waren auch da. Vielleicht so um die 30, 40 Leute. Hab sie nicht gezählt. Die Hütte war jedenfalls gut gefüllt. Und die Leute auch.

Es hatte ein paar echt tolle Mädels da. Und ein paar fanden es glaube ich ziemlich amüsant mit uns „kleinen“ Jungs. Einigen Typen gefiel das nicht so. Aber die haben nichts gemacht. Nur böse gekuckt. Nicht unser Problem.

„Willst du mir eigentlich noch erzählen, was da im Geräteschuppen abging?“ Jasa grinst mich fragend an.

„Ich hab mit Michaela und Tamy einen Blunt geraucht.“

Er kuckt mich leicht skeptisch an. „Ihr hab da drin einfach nur einen Blunt verheizt?“

„Na, die hatten halt noch nie einen Blunt … wie nennt man das? kredenzt?“ Ich muss grinsen.

„haha.. und dafür seid ihr extra in dem Schuppen verschwunden. Ist klar..“ Jasa klopft mir lachend auf die Schulter.

„Ja, ok … vielleicht haben wir noch bisschen gefummelt.“ entgegne ich grinsend.

„Michaela hat plötzlich ihr Top hochgezogen und mich gefragt, ob ich ihre Brüste mag.“

„Was?! … erzähl mir mehr! Immer muss man dir alles aus der Nase ziehen.“

„Na gut … eben, aus dem Nichts hat sie mir da einfach ihre Brüste gezeigt.“

„Und weiter?“

„Ich hab natürlich Ja gesagt … Sie hat schon schöne Brüste.“

„Wie ? Und das wars schon? Du hast doch was von Fummeln gesagt.“ Er sieht mich aufgeregt an.

„Tamy hat mich dann gefragt, ob ich schon mal Brüste angefasst habe. Da hab ich natürlich auch Ja gesagt … dann haben sie mich noch gefragt, ob ich schon mal Sex hatte … hab wieder Ja gesagt. Und die haben dauernd gekichert.“

„Und dann?“

„Dann war ich ziemlich damit beschäftigt, dass sie meinen Steifen nicht bemerken.“

Wir müssen beide lachen. „Oh man.“ Jasa zieht eine Zigarettenschachtel aus seiner Hosentasche. „Kippe?“ Ich nehme eine.

„Und wie ging es weiter?“ hakt Jasa nach.

„Dann ist Michaela näher zu mir ran gerutscht, hat meine Hand genommen, auf ihre Brust gelegt und gefragt, ob sich die anderen Brüste auch so angefühlt haben … und ihre Stimme war plötzlich so komisch.“

„uff… und was hast du gemacht?“

„Ich hab ihr den Blunt weg und ein paar tiefe Züge genommen … In der Zeit hat Tamy ihren Kopf an meine Schultern gelehnt und wieder gekichert … sie hat Michaela angeschaut und gesagt, dass sie mich wohl ziemlich angeregt habe und auf die Beule in meiner Hose gezeigt.“

„Oh Scheisse, Alter. Das war bestimmt peinlich.“ meint er lachend.

„Ja schon. Aber nicht so lange. Michaela hat mich angegrinst und dann meine Hose aufgemacht.“

„Warte, sie hat was?! … Alter, willst du mir erzählen, dass du heute von einer 18 jährigen gefickt wurdest?“ Er sieht mich schockiert an.

„Was? Nein! … ich hab gar kein Kondom dabei … aber sie hat mir einen runtergeholt.“

„Heftig Bratan! … und das alles wolltest du mir nicht erzählen?“

„Schien mir halt nicht so wichtig.“

Jasa lacht wieder „Nicht so wichtig … du bist schon manchmal ein Vogel … und? Wie war es?“ will er wissen.

„Naja … es war schon ziemlich gut.“ Wir grinsen uns gegenseitig an.

„Hey, lass uns in der Bäckerei da vorne ein Brötchen und was zu Trinken holen, ja.“

Ich nicke und wir überqueren die Strasse.

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#25 Onkel und Tanten

„Warte mal kurz.“ „Was is denn?“ will Jasa wissen, während ich dazu ansetze, die Strassenseite zu wechseln.

Ich zeige auf die Wand gegenüber. „Ich will mir die Plakate kurz ansehen.“

Wir warten auf eine Lücke im Verkehr und sprinten über die Strasse.

„Backstreet Boys? ..möchtest du mir was sagen, Brate?“ er gibt mir einen Box auf den Oberarm und lacht.

„Was? Nein! Das doch nicht. …ich wollte mir das hier anschauen.“ Ich zeige auf das dunkelgrüne Plakat mit der gelben Fledermaus. „Wir könnten uns Tickets holen und Edona eins schenken. Sie liebt die Band.“ „Gute Idee!“

Wir spazieren durch die Stadt zur Verkaufsstelle.

Ausser uns ist gerade keiner da und wir können direkt an den Schalter.

„Hallo zusammen. Wie kann ich euch helfen?“ will die Frau hinter dem Schalter von uns wissen. „Wir hätten gerne 3 Karten für das Guano Apes Konzert am 23.“ Die Frau tippt etwas in ihren Computer, schaut den Bildschirm und uns dann fragend an. „Seid ihr denn schon 18?“ „Warum?“ entgegnet Jasa. „Der Einlass ist ab 18 Jahren … ihr scheint mir noch ein bisschen zu jung. Ohne erwachsene Begleitperson kann ich euch leider keine Karten geben Jungs. Tut mir leid.“ „So ein Käse…“ ziemlich frustriert verlassen wir das Gebäude.

„Das ist doch kacke. Nur weil wir 2, 3 Jahre zu spät auf die Welt gekommen sind, dürfen wir jetzt da nicht hin.“ Wütend tritt Jasa einen Kieselstein über die Strasse. „Ich wäre da voll gerne hingegangen … warte. Ich hab ne Idee. Wir fragen einfach Onkel Jan, ob er uns begleitet.“ „Denkst du, dass er lust hat auf das Konzert?“ „Weiss nicht. Aber fragen kann man ja mal.“

Jasa nickt.

Ein paar Minuten später sind wir auch schon angekommen. Wir begrüssen Marlene an der Bar, gehen an ihr vorbei zum Büro von Onkel Jan, klopfen an die Türe und gehen rein.

Er und Mike sitzen am Bürotisch. Beide blicken hoch, sehen uns an und lächeln. „Hallo Jungs. Was treibt ihr so?“ begrüsst uns Onkel Jan.

„Nichts besonderes. Wir wollten dich nur was fragen.“

„Schiesst los.“

„Würdest du am 23. mit uns an ein Konzert? Wir wollen da unbedingt hin, aber es ist ab 18 und die verkaufen uns keine Tickets ohne erwachsene Begleitperson. Wir dachten, vielleicht kommst du ja mit uns da hin.“

„Natürlich würde ich mit euch an ein Konzert. Es gibt da nur ein kleines Problem. Am 23. kann ich nicht.“

„Oh.. ok. Das is doof..“ die kurz aufflackernde Freude ist soeben wieder erloschen.

„Ich kann doch da hin mit euch.“ meint Mike. „Echt jetzt?“ fragt Jasa. „Das würdest du tun?“ „Aber sicher. Ihr seid doch auch meine Jungs … und ich hab Zeit.“ Der ganze Unmut ist auf einen Schlag verflogen und die Vorfreude macht sich wieder breit. „Danke Mike! Du bist der Beste!.“

„Bitte.“ Mike grinst uns an.

„Du müsstest dann aber noch die Karten holen mit uns.“ meint Jasa.

„Meinetwegen können wir das nachher kurz erledigen. Wir brauchen hier aber noch einen Moment … wartet einfach draussen auf mich.“ „Ja klar. Machen wir. Kein Stress.“ „Bis gleich.“

Jasa und ich verlassen das Büro, schnorren an der Bar 2 Kippen, gehen raus auf die Strasse und setzten uns an der Hauswand auf den Boden.

„Weisst du was Ben?“ fragt Jasa, während er sich seine Zigarette ansteckt. „Wasn“ „Dafür, dass man uns immer erklären will, dass die Menschen hier ein sehr schlechtes Umfeld sein sollen für uns und wir uns nicht bei denen rumtreiben sollen, sind das schon ein paar gute Onkel und Tanten hier.“ Ich nicke. „Seh ich genauso.“

In dem Moment kommt Mike aus der Türe, sieht uns und kommt auf uns zu. „Also dann Jungs. Lasst uns die Karten holen.“ Er lächelt uns an. „Na, dann, Onkel Mike.“ Meint Jasa grinsend und steht auf. „Wir dürfen dich doch Onkel Mike nennen, oder?“ „Aber sicher.“ sagt Mike, stellt sich zwischen uns, legt uns je eine seiner riesigen Pranken auf die Schulter und wir gehen los.

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#24 behinderte Hasen und Engel

Ich steh im Bad und schau mir im Spiegel beim Zähneputzen zu. Jasa läuft hinter mir durch und begrüsst mich mit einem leichten Hieb auf den Rücken mit seinem Handtuch. Er drängt mich etwas zur Seite und stellt sich neben mich an die Spüle und kramt in seinem Kulturbeutel rum. Ich grüsse mit einem Box auf seinen Oberarm zurück.

„Na, was machen wir heute Ben?“

„Ich dachte, Badehose anziehen, BMX schnappen, einfach mal bisschen rumwuseln in der Stadt und sehen was der Tag so bringt.“

„Also dasselbe wie gestern …. klingt gut.“ Jasa grinst.

Ich spucke die Zahnpasta ins Becken, wisch mir den Mund ab und schlendere los, den Flur entlang in Richtung von unserem Zimmer.

In diesem angekommen zieh ich mich an. Es klopft an der Türe. Mit einem „Ja?“ antworte ich. „Ich bins. Kann ich reinkommen?“ Ruft Edona durch die Türe. Ich entgegne mit einem knappen „Klar“. Die Türe öffnet sich und Edona betritt den Raum. „Habt ihr schon gefrühstückt?“ „Ja.“ „Warum habt ihr denn nicht auf mich gewartet?“ Sie sieht mich fragend an. „Wie? Du hast doch vor uns schon gegessen. Dein Set war nicht mehr da.“ „Ach, ich habe doch nur vergessen meinen Platz zu decken gestern Abend.“ „Oh.. na, das wussten wir ja nicht. Sorry… aber da du ja gerade hier bist, müssen wir dich jetzt nicht mehr suchen. Kommst mit uns raus?“ In dem Moment kommt Jasa ins Zimmer. „Oh.. Guten Morgen Schwesterherz… du warst ja früh essen heute.“ „Guten Morgen… war ich gar nicht. Habe nur vergessen meinen Platz zu richten..“ „Ah. Hey kommst mit uns raus?“ „Klar! Was habt ihr denn vor?“ „Wir dachten, Badehosen anziehen und einfach mal bisschen rumfahren und kucken.“ „Also dasselbe wie gestern?“ „Genau!“ Wir müssen alle lachen.

Zugegeben, unser Sommerferienprogramm klingt langweilig, ist es aber nicht. Wir sind 14, die Sonne scheint, wir kennen jede Ecke an der man Eis bekommt, wir haben Flüsse und den See … und wir haben einen Ghettoblaster. Uns gehört die Welt!

„Yo! in 5 Minuten draussen am Tor?“ fragt Jasa in die Runde. „10.“ meint Edona und verschwindet aus dem Zimmer.

Jasa und ich fahren vor dem Tor auf und ab. Wir warten noch auf Edona. Von wegen 10 Minuten.

Ich übe einen Bunny Hop hinzukriegen mit meinem Bike. Das heisst, ich kann ihn eigentlich, aber das Vorderrad zieh ich immer viel weiter hoch als das Hinterrad. Jasa kann das viel besser als ich. Bei mir ist das eher ein leicht gehbehinderter Hase. Naja…

Endlich kommt Edona. „Was hat denn da so lange gedauert?“ will Jasa von ihr wissen. „Ist das wichtig? … wir können jetzt ja los.“ antwortet sie und streckt ihm die Zunge raus. „Darf ich bei dir mitfahren?“ Edona schaut mich an und grinst. Ich nicke und grinse zurück.

Sie setzt sich bei mir auf den Lenker und wir fahren los.

„Limmat?“ ruft Jasa, während er uns überholt. „Ok!“ ruf ich ihm nach.

Wir fahren durch die Quartierstrassen in Richtung Fluss.

Wie die Seehunde liegen die anderen Badegäste zusammengerottet am Ufer und sonnen sich. Ein Haufen Leute, viele Kinder die rumtoben, ein paar ältere Frauen die sich oben ohne bräunen und ein paar alte Säcke die allen jungen Frauen nachgaffen. Ok, ich kuck mir die nackten Brüste die hier rumliegen auch an. Aber im Gegensatz zu den alten, schäme ich mich wenigstens und kuck immer wieder auf den Boden.

Wir haben eine Ecke am Rand der Masse gefunden und setzen uns unter einen Baum. Es ist warm und es duftet nach den Würsten vom Grill der kleinen Imbissbude in der Nähe.

„Hat wer von euch bisschen Geld dabei? Ich hab nur 2.- dabei. Das reicht nicht für ein Eis für alle.“ Meint Edona. „Ich ab gerade eh keine Lust auf Eis. Ich spring mal ins Wasser.“ Antwortet ihr Jasa. „Warte, ich hab noch was.“ Ich kram ein paar Münzen aus meinem Rucksack. „Hier.“ ich strecke ihr mein Kleingeld hin. „Oder soll ich mitkommen?“ Edona nimmt die Münzen aus meiner Hand. „Nein, ich bring dir eins mit.“ Während Edona weggeht, zieht Jasa sein Shirt und die Schuhe aus, wirft alles auf den Boden und rennt nach einem „Bis gleich!“ in Richtung Fluss.

Ein paar Minuten später sehe ich Edona zurückkommen. Sie hält zwei Raketen in der Hand. Die Sonne scheint ihr in den Rücken. So in Licht gehüllt scheint sie zu leuchten.

Ich habe nicht wirklich Ahnung von Engeln, aber ungefähr so müssen die aussehen, denke ich.

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#23 Der rote Hoodie

Ich frage mich gerade, ob Edona schon immer so gut ausgesehen hat oder ob das neu ist? Ich mein, sie war nie hässlich oder so, aber irgendwas ist heute anders. Glaube ich…

Sie steht ein paar Meter vor mir und kramt einen Pullover aus dem Regal.

Wir sind bei Dan im Skateshop. Aus den Boxen dröhnt Green Day.

Sie trägt ihre neue Hose. Sandfarbene, weit geschnittene Chinos. Die sitzen so tief auf ihren Hüften, dass man den Bund ihres Slips sehen kann. Ihr Oberteil ist gerade so lang, dass es ihr ganz knapp nicht bis zum Hosenbund reicht.

Sie sieht ein bisschen so aus wie Sandra Nasić. Und die ist ziemlich cool. Ist das vielleicht der Grund, warum ich Edona gerade ziemlich anziehend finde? Weil ich irgendwie auf Sandra Nasić stehe? Ich hab den neuen Lords of the Boards Clip gesehen und sie ist einfach … lassen wir das.

Was es auch ist. Ändert nichts an der Tatsache, dass ich zur Abwechslung eventuell mal wieder was anderes als ihren Arsch anstarren sollte.

In dem Moment klopft mir jemand auf die Schulter und ich zucke zusammen.

«Was geht? Alles klar bei dir Ben?» Es ist Dan, der mich aus dem Nichts überrumpelt hat. «Alles klar … und bei dir?» stammel ich, während ich mich von dem kleinen Schock erhole. Dan nickt. «Bist du auf der Suche nach etwas oder hast du das bestimmte Etwas schon gefunden?» Er stupst mich an, grinst und zeigt auf Edona, die sich noch immer Pullover anschaut.

«Ich… äh… was? Nein… ich mein Ja. Ich wollte mir neue Schuhe kaufen.» Dan grinst noch immer. Noch debiler als vorher. «Dir ist klar, dass die Schuhe auf der anderen Seit sind? Aber ok… ich lass dich mal weiter kucken.» Er klopft mir auf die Schulter und läuft lachend davon.

Edona dreht sich zu mir. «Was ist denn da so lustig?» «Äh… nichts?» «Warum hat Dan dann gelacht?» Edona schaut mich fragen an. Ich zucke mit den Schultern. «Hey, der Pulli da hinten passt bestimmt gut zu dir. Ich gehe zum Regal, greife nach einem roten Hoodie, zieh ihn raus und halt ihn ihr hin. «Ja, der ist wirklich cool. Den probiere ich an.» Edona zieht ihn sich über, geht zum Spiegel in der Umkleidekabine und beginnt sich in verschieden Posen zu werfen. «Der steht dir.» «Ja, oder? Den will ich.» Sie lächelt.

Während Edona den Pulli über ihren Kopf zieht um ihn auszuziehen, rutscht ihr Shirt mit hoch und ich kann ihren BH kurz sehen. Er ist schwarz und der Stoff sieht ziemlich dünn aus. Ich bilde mir ein, die Abdrücke ihrer Nippel zu erkennen. Schon ist der Pullover wieder aus- und ihr Shirt nach unten gezogen. Sie schaut mich skeptisch an.

«Hast du mir gerade auf die Brüste gekuckt?»

Ich antworte leicht verlegen «Vielleicht? …wär das schlimm?» Ich seh ihr an, dass sie nachdenkt. «Nein. Nicht schlimm …nur bisschen komisch.» «Tut mir leid …das war nicht wirklich mit Absicht.» «Alles gut. Bei dir stört es mich nicht so wirklich, wirklich …denke ich.» Betretenes Schweigen macht sich breit.

«Oh so ein Mist…» murmelt Edoan vor sich hin. «Was ist denn los?» «Der Pulli kostet 69.- und ich habe nur noch so um die 30, 40 …glaube ich.» Betrübt stopft sie den Pullover zurück ins Regal.

«Ich hol mir jetzt ein Frust-Eis. Kommst du mit?» Edona sieht mich fragend an. «Ich… geh schon mal vor. Ich muss Dan noch kurz was fragen.» «Ok. Wir treffen uns nachher unten beim Brunnen …aber ich werde dann halt schon ein Eis haben. Ätsch!» sie streckt mir die Zunge raus, grinst und schlendert davon.  

Ich kram mein Geld aus meiner Hosentasche und zähle es zusammen. Das reicht locker für den Pullover.

Ich zieh den Hoodie wieder aus dem Regal und gehe zu Dan an die Kasse.

«Kapuzenpulli? Dachte du willst Schuhe?» Dan grinst schon wieder so dämlich. Ich glaube, er kann einfach nicht anders. «Der ist nicht für mich.» sag ich und drücke im das Geld in die Hand. Er kramt das Wechselgeld aus seiner Kasse und reicht es mir über den Tresen. «Willst du eine Tüte?» Ich schüttle den Kopf. «Danke.» Ich schnapp mir den Pulli und geh aus dem Laden.

Ein paar Meter weiter sitzt Edona auf dem Rand des Brunnens und hat sich in der Zwischenzeit wirklich schon ein Eis geholt. Ich geh zu ihr hin und gebe ihr den Pullover. Sie schaut mit verdutzt an. «Du hast mir den Hoodie gekauft? …du hast ihn doch bezahlt, oder?» «Ja, der ist offiziell gekauft. Und ja, ich habe ihn für dich gekauft.» «Warum?» «Wie warum?» «Warum hast du mir den gekauft?» «Na, weil du ihn wolltest …und ich dich mag …und ich wollte ihn dir halt einfach kaufen …nimm ihn als Geburtstagsgeschenk oder so.» Edona schaut mich an und lächelt. «aber ich habe doch erst in ein paar Monaten Geburtstag …Weihnachten ist vorher auch noch.» «Na, dann nimm ihn halt als Weihnachtsgeschenk.» Edona steht auf, nimmt mich in den Arm und gibt mir einen Kuss auf die Wange. «Danke, Ben. Hab dich lieb.» Ich drück sie, löse mich dann aus der Umarmung und gehe weg. «Hey, wo willst du denn jetzt hin?» ruft sie mir hinterher. «Ich muss etwas gegen die ungerechte Eisverteilung hier unternehmen!» rufe ich ihr grinsend zu und gehe weiter in Richtung Eisdiele.

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#22 Dieses Hin und Her

Der Regen prasst an das Zugfenster, in meinen Ohren ein N.W.A. Song von dem selbstgemachten Mixtape, dass ein Kumpel mir geschenkt hat.

Es ist Sonntagabend und ich bin nicht gerade glücklich, dass ich wieder nach Hause fahren muss. Obwohl… irgendwie auch doch.

Ich war knapp 2 Tage im Tessin. Auf einem Campingplatz.

Ich war noch nie im Tessin. Und auch nicht auf einem Campingplatz.

Der Neue hat mich eingeladen. Er ist mit seinen Eltern hier.

Ich weiss nicht genau warum er das getan hat. Denke, er mag mich wohl und sucht Anschluss oder so.

Irgendwann vor Weihnachten kam er in unsere Klasse. Ist auch kacke, wegen einem Semester die Schule noch wechseln zu müssen.

Naja.. jedenfalls hängt er sich, seit er in meiner Klasse ist, immer an mich ran. Schätze, die Aussenseiter zieht es zu den Aussenseitern.  Mir ist das egal. Meine, er ist ganz ok. Bisschen langweilig vielleicht. Aber er redet nicht viel und mag Skateboarden. Passt schon irgendwie. Aber er hört dieses komische Techno-Gedöns. ..ich weiss auch nicht.

Na, jedenfalls hat er bzw. seine Eltern mich eingeladen, in den Frühlingsferien mit ihnen ins Tessin zu kommen.

Weil ich aber nicht die kompletten Ferien bleiben wollte, sitze ich jetzt allein im Zug zurück. Ich fahre gerne allein Zug. Ich kann Musik hören, lesen und was am allerwichtigsten ist: kaum einer der mich nervt! Abgesehen vom Kontrolleur.

Ich weiss nicht genau woran es liegt, aber ich halte es nicht lange ohne Jasa und Edona aus. Ich brauch die um mich rum. Jetzt nicht permanent, aber halt doch schon regelmässig. Vermutlich ist das sowas wie mein Familenersatz?

Waren trotzdem schön die 2 Tage campen.

Wobei… ich war ja gar nicht so richtig auf dem Campingplatz. Eigentlich war ich da nur zum Essen und Schlafen. Den ganzen Tag waren er und ich unterwegs am Skaten. Das heisst, ich war hauptsächlich am Skaten und er hat bisschen gefilmt und fotografiert. Warum auch immer. Aber es hat Spass gemacht. Und er steht halt voll auf diesen Film-Kram. Egal. Es war schön da. Viele tolle Gaps, ich habe wirklich gut gegessen und seine Eltern waren auch sehr nett. Seine Mom hat mir sogar noch ein Sandwich gemacht für die Zugfahrt und einen Schokodrink gekauft am Bahnhof. Das ist schon ziemlich cool. Sowas hat bis jetzt noch keine Mom von irgendwem für mich gemacht. Glaube ich…

Aber ich bin auch froh, dass ich wieder wegkomme vom Neuen. Er ist trotz allem nicht so meins.

Zumindest über einen längeren Zeitraum nicht. Und das liegt nicht nur an dem Thunderdome Quatsch, den er hört. Vielleicht liegt es an seinem Dialekt. Oder einfach an mir. Was weiss ich. Alles irgendwie komisch.

So ein hin und her.

Ich freu mich ja darüber, dass ich wieder nach Zürich fahre, aber ich wäre trotz allem auch gerne hiergeblieben. Ich vermisse halt wirklich nur Jasa und Edona. Alles andere fehlt mir so überhaupt nicht.

Nicht das Heim, nicht die Stadt, nicht die anderen Menschen. Wenn die beiden auch hier wären, würde ich es bestimmt für immer auf dem Campingplatz aushalten.

Es ist so, dass ich voll gerne allein bin. Aber ohne die beiden fühle ich mich schnell einsam. Da hilft es auch nicht, wenn irgendwer sonst bei mir ist. Ich brauche meine beiden Freunde. Macht das Sinn?

Keine Ahnung.

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#21 Erwachsene sind komisch

„Was ist denn los mit dir?“ will Jasa wissen, der gerade in unser Zimmer kommt. „Denkst du, dass aus uns nichts wird?“ Jasa schaut mich fragend an. „Hä?“ „Herr Pfeiffer hat mir gesagt, dass aus mir so nichts wird, dass ich als Obdachloser oder im Knast ende, wenn ich nicht aufhöre damit.“ „Womit aufhören?“ „Das weiss ich auch nicht genau … Damit meinen Ball aus dem Geräteschuppen zu holen, wenn er mir weggenommen wurde vielleicht … dabei hat er mich zumindest erwischt.“ Jasa lässt sich rücklings auf sein Bett fallen und starrt an die Decke. „Das macht keinen Sinn … warum sollte man in den Knast kommen, nur weil man einen Ball holt? …ist ja dein Ball … klar, das hättest du nicht machen sollen … aber wegen sowas ins Gefängnis? … der Pfeiffer hat doch einen an der Klatsche!“ Jasa schüttelt den Kopf. „Ja eben! … ich kapier es auch nicht.“ „Die Erwachsenen labern manchmal ziemlichen Unsinn.“ „Voll! Die sagen uns auch immer, dass wir nicht auf der Strasse mit unseren Fahrrädern fahren dürfen, aber hier im Hof dürfen wir auch nicht rumfahren. Wozu dürfen wir denn Fahrräder haben?“ „Stimmt. Und mit Fussball ist es dasselbe. Nicht auf der Strasse! Aber alleine zum Bolzplatz dürfen wir ja auch nicht.“ „Irgendwie dürfen wir nichts machen, was Spass macht.“ Jasa setzt sich auf an die Bettkante und schaut mich mit ernster Mine an. „Wird dürfen Puzzles machen im Esszimmer.“ Ich kontiere seine Aussage mit einem Nicken.

Wir lachen.

„Hey, Mama Ria hat gesagt, heute Abend gibt es Spaghetti.“ „Das sind gute Neuigkeiten.“ „Ja, oder? … ich mag Spaghetti.“ „Ich auch. Aber ich mag eigentlich alles was Mama Ria kocht.“ „Ja. Hauptsache Herr Kobler kocht nicht. Sein Essen ist komisch.“ „Wie dieses komische Reis Zeug letzten Sonntag … bäh.“ „Das mit den Früchten drin? … das war eklig.“ „Zum Glück ist der fast nur an den Wochenenden da.“ In dem Moment öffnet sich die Türe. Miro steht davor, streckt seinen Arm rein, zeigt uns seinen Mittelfinger und verschwindet wieder.

„Was war das denn jetzt?“ ruft Jasa ihm nach. Er reagiert aber nicht. „Kurac! Wenigstens die Türe könntest du wieder schliessen!“ Jasa steht fluchend auf und geht zur Türe. „Hey wo ist eigentlich Edona?“ „Sie hat doch jetzt Mittwochnachmittag diese Mädchengruppe.“ „Was für eine Mädchengruppe?“ „Hat sie uns doch erzählt beim Mittagessen letze Woche irgendwann … hast nicht zugehört? Warst wieder mal in deiner Traumwelt?“ Jasa grinst. „Ja, kann sein … was ist das denn nun für eine Gruppe?“ „Weiss nicht genau. Die Turnen glaube ich. Oder sowas.“ „Sie geht freiwillig Turnen?“ „Was heisst freiwillig? Du weisst doch, dass wir alle in irgendeinem Verein mitmachen müssen. Wir waren doch auch in so einem Turn Dings bevor wir zum Fussball durften.“ „Erinnere mich nicht daran … da habe ich gelernt, dass ich Bockspringen so gar nicht vertrage.“ „Haha! Spiegeleier!“ Wir müssen beide lachen.

„Wer bringt uns eigentlich heute zum Training?“ „Ich denke Herr Burkhardt … damit er wieder die Mama von Diego besabbern kann.“ „Haha ja. Das ist so eklig … oh Frau Sanchez, schön sie zu sehen sabber sabber…“ „Oh Herr Burkhardt. Es ist so schön zu sehen, wie lieb sie sich immer um diese Kinder kümmern. Und dann streichelt sie seinen Arm so.“ Jasa fährt mir über den Arm. „Bäh! Lass das!“ Wir bringen uns gegenseitig immer wieder zum Lachen mit unseren Sanchez – Burkhardt Parodien.

„Was meinst du, wann die wohl heiraten?“ Jasa lacht. „Diego zu liebe hoffe ich, dass sie das niemals tun.“ Ich muss auch wieder lachen.

Es klopft an der Türe und Herr Burkhardt streckt den Kopf ins Zimmer. „Jungs. Abfahrt in 10 Minuten. Freut ihr euch aufs Training?“ fragt er grinsend. Ich schau Jasa, dann ihn an und muss lachen. „Wohl nicht so sehr wie sie.“ Er schaut uns leicht verwirrt an. „Äh.. ok.. 10 Minuten.“

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#20 Zu viele Gedanken und Erinnerungen

„Wie geht es ihnen heute?“ fragt er mich, während er irgendwas auf seinen Notizblock kritzelt. Ich bin nicht freiwillig hier. Wurde bei einer Schlägerei aufgegabelt von den Bullen. Wegen Körperverletzung und weil ich ein bisschen Zeug dabei hatte, gehören die nächsten 4 Monate, regelmässige Treffen mit diesem Psychotherapeuten der Suchtberatung, zu meiner Strafe dazu. „hmm.. weiss nicht.“ Er blickt von seinem Block hoch. „Woran liegt es, dass sie nicht wissen wie es ihnen geht?“ „Ich schätze, ich denke nicht darüber nach, wie es mir geht.“ Er kritzelt weiter. „Denken sie, dass das die richtig Methode ist? … nicht Nachdenken?“

Was will er denn hören? Dass es besser wäre, wenn ich mir permanent vor Augen führe, dass ich diese Welt nicht mag? Dass ich nie irgendwie das Gefühlt hatte, hier reinzupassen? Dass ich die meisten Menschen nicht verstehen kann? Warum man so viele Dinge machen muss, die man gar nicht möchte, nur weil man irgendwie dazugehören sollte? Ich zucke mit den Schultern.

„Setzen wir wo anders an. Was sind denn die guten Dinge in ihrem Leben?“ „Meine Freunde … Musik … Skateboarden … Videospiele … Bücher und Filme. Ich mag Filme.“ „Das ist doch etwas. Haben sie viele Freunde?“ „Nein. Sollte ich viele haben?“ „Nein. Das ist bei jedem unterschiedlich. Es gibt da nicht wirklich ein richtig oder falsch.“ „Na dann…“ Er notiert wieder etwas. „In der Anamnese steht, dass sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben und aktuell Gelegenheitsjobs verrichten?“ „Nicht mehr. Ich mache gerade ein Praktikum.“ Er schreibt weiter. „Und wo machen sie dieses Praktikum?“ „Auf einer gerontopsychiatrischen Abteilung.“ „Interessant. Wie sind sie dazu gekommen?“ „Eine Bekannte hat mir gesagt, dass ich das machen könnte.“ „Und da haben sie sich gedacht, dass sie das mal machen könnten?“ Er schaut mich leicht skeptisch an. „Ja ungefähr so.“ „Was ist denn der Grund, weshalb sie nicht in ihrem Ausbildungsfeld tätig sind?“ „Weil der Job scheisse ist. Der macht keinen Sinn.“ „Das ist ihre Erkenntnis nach dreijähriger Ausbildung?“ „Nein, die Erkenntnis hatte ich schon nach ein paar Tagen.“ „Und sie haben trotzdem die Lehre abgeschlossen?“ „Ich musste ja. Alle haben immer gesagt, dass ich einen Abschluss machen muss. Dass das wichtig sei.“ „Hätten sie denn lieber einen anderen Beruf erlernt?“ „Nicht wirklich.“ „Sie haben keinen Traumberuf? Oder einen Berufswunsch, dem sie lieber nachgegangen wären?“ „Nein.“ Wieder kritzelt er auf seinem Notizblock rum. „Warum genau haben sie sich denn damals für diese Ausbildung entschieden?“ „Weil man mir gesagt hatte, ich solle das machen … und ich hab halt versucht, in dieser Welt Fuss zu fassen.“ „Was meinen sie damit, in dieser Welt Fuss zu fassen? In der Arbeitswelt?“ „Eigentlich meine ich damit eher die Mehrheit der Gesellschaft … man muss ja irgendeine Ausbildung machen und einen akzeptierten Job haben. Ist doch einer der Eckpfeiler dieses Systems.“ Er sieht mich an. Ein kurzer Moment Stille. „Sie denken, sie gehören nicht zur Gesellschaft?“ Ich nicke. „Weshalb denken sie das?“ „Weil es so ist. Da ist kein wirklicher Platz für mich. Ich passe wohl einfach nicht dazu.“ Ich schaue auf meine Uhr. „Haben sie es eilig?“ will er wissen. „Nein. Aber will nicht hier sein und warte nur darauf, dass diese Sitzung endlich durch ist.“ „Ist ihnen das hier unangenehm?“ „Ja.“ „Warum ist ihnen das unangenehm?“ „Weil ich gezwungen werde hier zu sein und ich eigentlich gar nicht mit ihnen über mich reden mag. Sie stellen mir Fragen, die ich nicht wirklich beantworten möchte. Warum auch? Mir hat auch nie jemand meine Fragen beantwortet. Das System hat mich nie gefragt, wie es mir geht und was ich möchte. Einen Dreck hat es sich interessiert. Und jetzt plötzlich, ist das Interesse da? Nach 19 Jahren? … ihr könnt mich mal!“ Ich spüre wie so ein Druck in mir aufsteigt, als würde ich gleich platzen. „Ich sehe, dass sie wütend sind … welche Fragen hat man ihnen denn nie beantwortet? … vielleicht sollten wir da ansetzten.“ „Warum wurde ich ins Heim abgeschoben? Ich wollte da nicht hin. Warum hat man mich in Pflegefamilien gesteckt? Ich wollte da nicht hin. Warum durfte ich nie mitentscheiden? Warum entscheiden immer andere, was das Beste für einem ist? Warum hat man mir nie die Hand gereicht, nur die Hand erhoben? Keinen interessiert es wie es mir geht. Wichtig ist nur, dass ich ruhig bin und mache was man mir sagt. Ich hasse das!“ Ich stehe auf und nehme meinen Rucksack. „Mir egal ob die Sitzung zu Ende ist und ich scheiss auf die Konsequenzen! Ich gehe jetzt!“ „Warten sie. Ich möchte nicht, dass sie so wütend rausgehen. Und ich möchte, dass wir die Sitzungen weiterführen können … seien sie ehrlich zu sich selber. Die Konsequenzen dafür möchten sie nicht tragen.“ Er schaut mich mit ernster Mine an. Bei dem Punkt mit den Konsequenzen hat er schon irgendwie recht. Ich weiss auch nicht. „Hören sie. Der nächste Termin steht. Denken sie darüber nach, ob sie ihn wahrnehmen oder ob sie wirklich die andere Option möchten.“ Wir schweigen uns kurz an.

Ich verlasse das Zimmer, die Praxis, gehe die Treppe nach unten und merke wie meine Augen immer feuchter werden. Zu viele Gedanken und Erinnerungen die mir durch den Kopf schiessen. Ich wische mir die Tränen aus dem Gesicht, setze meine Kopfhörer auf, dreh die Musik laut, ziehe mir die Kapuze über den Kopf und gehe durch die Eingangstüre auf die Strasse raus.

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#17 Musste ich wohl erst ein kleines, freches Appenzellerchen treffen um das zu erfahren

„Jasa verpisst sich nach L.A. für einen Austausch und du hängst nur noch in St. Gallen … irgendwie verlieren wir uns alle gerade Ben…“ Edona starrt in ihre Kaffeetasse und scheint nicht mehr aufzuhören mit umrühren. „Was soll das heissen, wir verlieren uns? … Jasa ist 6 Monate weg. Klar, das ist schon lange, aber das geht doch auch rum irgendwie. Ausserdem gibt es doch Mail, Telefon, Facebook und so. Das geht schon.“ Edona hebt ihren Kopf und sieht mich an. „Das ist nicht dasselbe. Er wird mir trotzdem fehlen … Und du bist ja auch kaum noch hier.“ „Ich bin doch unter der Woche eigentlich immer hier.“ „Ja unter der Woche. Aber du gehst kaum noch raus und an den Wochenenden bist du praktisch immer weg. Ich seh dich kaum noch.“ Ihrer Stimme schwingt ein trauriger Unterton mit. „Du weisst doch, dass ich dauernd in eine Scheisse gerate, wenn ich hier bin. Diese Stadt ist ein Moloch von dem ich mich immer wieder runterziehen lasse … ich versuch doch nur mein Leben irgendwie sauber zu kriegen.“ „Und das kannst du nur in St. Gallen oder was?“ Sie sieht mich fragend an. „Gibt bestimmt auch andere Orte … aber da passt es halt gerade irgendwie.“ „Was ist denn dort besser als hier?“ „Nicht viel. Ehrlich gesagt ist das meiste sogar schlechter als hier … Aber es ist friedlich. Mich kennt da keiner. Bis auf 2, 3 Leute. Ich kann da quasi bei Null anfangen. Kein Ärger. Keine Altlasten die ich dauernd mit mir rumschleppen muss. Ich muss nicht dauernd angespannt durch die Gegend laufen, weil jederzeit irgendeine Scheisse passieren kann … Ich bin da einfach frei. Und das fühlt sich voll gut an. Mein Neuanfang…“ Edona schaut mich skeptisch an. „Das denkst du wirklich oder? … Glaubst du, dass du einfach alles hinter dir lassen kannst und ein neues Leben anfangen kannst? Versteh mich nicht falsch. Ich will ja schon lange, dass du dein Leben in den Griff kriegst. Aber das hat hier auch nicht funktioniert. Immer kam was dazwischen. Meinst du, du kannst dort einfach so tun, als wärst du nicht du? Als wär dort dann plötzlich alles anders?“

Was, wenn das stimmt? Was, wenn es wirklich nicht an dieser Stadt liegt sondern nur an mir? Ziehe ich die ganze Scheisse einfach mit mir mit? Nein. Das kann nicht sein. Das darf nicht sein. „Ja … es muss einfach. Es fühlt sich richtig an.“ „Wenn du meinst… Das denkst du aber jetzt nicht nur wegen deiner neuen Freundin oder?“ Meint Edona schnippisch. „Was? Welche Freundin?“ „Tu jetzt nicht so. Jasa hat mir erzählt, dass du so eine St. Galler Tusse kennengelernt hast.“ „Bist du etwa eifersüchtig? … Erstens ist sie nicht meine Freundin und Zweites ist sie keine St. Gallerin, sondern eine Appenzellerin und Drittens … warum muss ich mich eigentlich rechtfertigen?“ „Schon gut … du musst nicht rechtfertigen warum du uns einfach den Rücken zuwendest.“ „Du gönnst mir nicht, dass ich es geniesse, dass mein Leben endlich mal etwas abbremst? … ich wende niemandem den Rücken zu. Das bedeutet doch alles nicht, dass ich euch, dich nicht mehr in meinem Leben will. Nur weil sich die Wege etwas ändern, heisst das nicht, dass ich nichts mehr mit dir zu tun haben möchte. Du weisst genau wie wichtig du mir bist.“ „Und doch verlässt du mich für die Schlampe? Wie soll ich das verstehen?“ Edona dreht sich seitlich ab und starrt die Wand an. „Das denkst du? Ich verlasse dich? Du weisst, dass das nicht stimmt … Wer ist letztes Wochenende in der Nacht sofort los um zu dir zu kommen, weil es dir scheisse ging? Wer telefoniert oder schreibt mit dir stundenlang, weil du reden möchtest? … und du weisst, dass ich das grundsätzlich nicht mag. Das tu ich nur für dich.“ Sie ignoriert mich und starrt weiter an die Wand. „Du redest also jetzt nicht mehr mit mir? … ok. Dann kann ich ja gehen … meld dich, wenn du dich wieder eingekriegt hast.“ Etwas angepisst von ihrer Gezicke stehe ich auf, schiebe meinen Stuhl an den Tisch, nehme meinen Rucksack und gehe zur Haustüre. Beim Rausgehen höre ich nur noch ein „Viel Spass mit der Bitch!“.

Ich kapier nicht ganz was hier los ist. Und vor allem ist Lara keine Schlampe. Sie ist ein grossartiges Mädchen. Würde sie verstehen, wenn sie sie kennen würde. Ein gutes. Ein anständigeres als viele die ich so kenne. Sie ist nett, witzig und wunderschön. Es fühlt sich gut und richtig an, Zeit mit ihr zu verbringen. Sie kommt aus einer ganz anderen Welt. Eine Welt in der ich auch gerne sein möchte. Wenn ich bei ihr bin, bin ich glücklich. Das darf ich doch auch sein oder? Jasa hat mir letzte Woche schon gesagt, dass ich mich wohl verliebt habe. Langsam glaube ich das auch. Das ist sie also? Diese Liebe? Ich dachte, ich wär auch schon verliebt gewesen. Hab mich wohl geirrt. Musste ich wohl erst ein kleines, freches Appenzellerchen treffen um das zu erfahren.

Morgen seh ich sie wieder. Sollte ich ihr gestehen, was ich für sie empfinde?

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#15 Kann ich aber nicht

Die Handknöchel meiner rechten Hand sind geschwollen, schimmern bläulichrot, schmerzen und die von Zeige- und Mittelfinger sind blutverkrustet.

Stechende Schmerzen in meinen Rippen bei jedem Atemzug. Ich zieh mein Shirt hoch und sehe die Hämatome und ein paar Schürfwunden auf meinem Brustkorb.

Ich trotte aus dem Schlafzimmer ins Bad. Mein Kopf schmerzt, mein linkes Auge ist blau und angeschwollen. Sehe ich gerade im Spiegel. „Fuck!“.

Wir waren gestern aus.

Eigentlich war alles gut. War mit Larissa im Club. Haben getanzt, getrunken und Spass gehabt. Bis irgendwann Goran mit ein paar seiner seiner Jungs aufgekreuzt ist.

Allesamt Spassten, die einen auf Gang machen und denken, die Stadt gehört ihnen. Richtig behindert. Wir alle haben „Boyz n the Hood“ gesehen. Aber denen hat der Film ins Gehirn geschissen. Das und die Musikclips auf MTV. Gangsta-Rap aus Übersee.

Klar, höre ich auch. Aber ich vergleiche Zürich nicht mit Haarlem oder Compton. Und vor allem komme ich nicht aus gut situiertem Umfeld und mache einen auf Strassengangster. Sag ja, richtig behindert sind die Vollidioten.

Na, jedenfalls sind die plötzlich da aufgetaucht. Habe sie erst bemerkt, als sie Larissa und mich einkreisten.

„Ben? Alles ok?“ Larissa hat sich ins Bad geschlichen. „Ja … geht schon. Tut mir leid. Habe ich dich geweckt? Wollte ich nicht.“ Larissa schüttelt den Kopf. „Magst du einen Kaffee? … Ich mach uns welchen.“ Ich nicke, lächle sie etwas verkrampft an und gebe ihren einen Kuss auf die Stirn, bevor sie in Richtung Küche verschwindet.

Ich gehe ins Schlafzimmer, zieh mich an und gehe auch in die Küche.

„Hier.“ Larissa hält mir eine Tasse mit frischem Kaffee hin. „Danke.“ Ich setze mich an den Küchentisch, während Larissa am Tresen lehnt. Wir sehen uns schweigend an und trinken unsere Kaffees. Larissa unterbricht die Stille. „Du musst zum Arzt und dann zur Polizei.“ Ich sehe sie fragend an. „Über den Teil mit dem Arzt können wir gerne reden … aber ich geh bestimmt nicht zu den Bullen.“ „Aber du musst die Arschlöcher doch anzeigen! Du wurdest von denen verprügelt! … wenn du es nicht machst, mach ich es.“ Eben war sie noch ruhig und entspannt und jetzt ist sie völlig aufgebracht. „Tu das bitte nicht Larissa … das bringt eh nichts … die kriegen dann vermutlich die Kappe gewaschen und ne Ohrfeige in Form irgendeiner kleineren Strafe oder so und dann, dann sind die noch wütender und hassen mich noch mehr … ausserdem weisst du genau, dass ich nicht mit Bullen rede und jemanden verpfeife.“ Larissa starrt in ihre Tasse und tigert in der Küche hin und her. Abrupt bleibt sie stehen, schaut mich an und ich sehe, wie ihre Augen wässrig werden. „Aber es ist das einzig richtige … Warum machst du immer das Falsche?“ Ich schüttle den Kopf. „Ich mache nicht das Falsche.“ Larissa läuft eine Träne über die Wange. „Doch Ben. Tust du.“ Ich steh auf und möchte sie in den Arm nehmen, aber Larissa stösst mich weg. „Lass mich.“ Sie wischt die Tränen weg, geht aus der Küche, setzt sich aufs Sofa, nimmt ein Kissen, drückt es sich ans Gesicht und schreit hinein.

Langsam nimmt sie das Kissen vom Gesicht weg und hält es fest in den Armen. „Es ist der Job der Polizei, sich um solche Dinge zu kümmern. Nicht?“ Sie schaut mich fragend an. „In dem Teil der Welt wo du herkommst vermutlich schon.“ „Was soll denn das jetzt heissen, der Teil wo ich herkomme?“ fragt Larissa wütend. „Na der Teil, in dem alles nach den Regelbüchern läuft. Dort wo alles sauber, gepflegt und der Rasen exakt 4 Zentimeter hoch zu sein hat … da lebt man. In Sicherheit, ruhig und satt. Putzt jedes Wochenende sein Auto, jeder kümmert sich um sich und wenn in dem Gehege irgendwas mal bisschen randaliert, übergibt man die Problemlösung dem Staat.“ „Dein Ernst? So siehst du das?“ „Ja. In etwa.“ Larissa steht auf, stellt sich vor mir auf hämmert mir 3 Mal auf die Brust. „Du bist so ein Idiot!“ Ich beiss mir auf die Zähne und versuche die Schmerzen zu unterdrücken. Nicht, dass sie sonderlich stark zugeschlagen hat. Aber so Schläge auf einen Bluterguss schmerzen ganz schön.

Larissa schaut mich vorwurfsvoll an. „Liebst du mich?“ Ich nicke. „Wenn du mich liebst, dann geh zur Polizei.“ „Das ist nicht fair.“ „Scheiss auf fair! Wenn du nicht alleine drauf kommst das Richtige zu tun, muss man dich eben zwingen.“ „Und wenn ich es nicht mache?“ Larissa senkt ihren Blick gegen Boden und nimmt einen tiefen Atemzug. „Dann muss ich wohl zurück … in meine Welt … Ich kann das nicht mehr. Ich komme nicht klar mit dieser ganzen Scheisse immer…“

Das ist wohl der Moment, in dem ich ihr sagen sollte, dass sie recht hat, ich ein Trottel bin und wir zusammen die Scheisse abhaken und ein neues Leben anfangen oder sowas … kann ich aber nicht

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#14 „Zieh dich an. Du musst uns fahren!“

„Darf ich reinkommen?“

Es ist spät. Wollte eigentlich gerade ins Bett, als die Hausglocke sturmgeläutet hat.

Edona steht vor der Türe. Ihr Make-up ist tränenverschmiert und sie zittert am ganzen Körper.

„Klar. Komm rein.“ Ich schliesse die Türe hinter ihr. Sie packt mich, schliesst ihre Arme fest um mich und weint. „Was ist denn passiert?“ frage ich sie, während ich meine Arme um sie lege. Edona antwortet nicht.

„Was ist denn hier los?“ Der unerwartete Besuch hat Larissa geweckt, die ihren Kopf aus dem Schlafzimmer streckt und uns fragend ansieht.

Ich schaue zu ihr rüber und zucke mit den Schultern.

Sie kommt auf uns zu und streicht Edona sanft über dem Rücken. „Hey, wollen wir uns auf Sofa setzen? … magst du einen Tee? … ich mach dir einen Tee.“ Larissa geht in die Küche. Ich löse meine Arme von Edona und wir gehen langsam zur Couch. „Kannst du mich bitte einfach wieder in den Arm nehmen?“ Erst jetzt sehe ich, dass ihr rechtes Auge blutunterlaufen ist und sie eine Schramme an der Wange hat. In dem Moment steigt Wut mit einem übermächtigen Druck in mir auf. Es fällt mir schwer ruhig zu bleiben. „Wie ist das passiert? Wer war das?!“ „Beruhig dich Ben.“ Larissa legt eine Hand auf meine Schulter und stellt die Tasse mit dem Tee vor Edona auf den Tisch. „Trink Süsse … und dann erzähl in aller Ruhe … wenn du möchtest.“

Edona setzt sich langsam aufrecht hin, greift nach der Tasse und nippt an dem frischen Tee.

„Ich hab dir doch von Michael erzählt. Ich war ihn besuchen.“ „Der Typ aus dem Kurs?“ „Ja, der…“

Michael ist ein Junge aus einem Kaff ausserhalb. Sie haben sich in einem Kurs der Berufsschule kennengelernt. Ich selber habe ihn erst ein Mal gesehen, als ich mich mit Edona nach diesem Kurs getroffen habe. Ein komischer Vogel. Aber fairerweise muss ich einräumen, dass ich das von sehr vielen Menschen denke die ich so treffe.

Edona erzählt uns was an diesem Abend alles passierte. Wie sie mit der S-Bahn da rausgefahren ist, dass sie in dem Haus wo er wohnt, im Keller zusammen was getrunken haben und eigentlich alles nach einem gemütlichen Abend aussah, bis 2 Kumpels von ihm aufgetaucht sind. Plötzlich geriet alles aus den Fugen. Sie fingen an sie zu beschimpfen als Zigeunerschlampe. Sie dachte erst, dass das einfach sowas wie deren Humor wäre und habe gekontert. Sie hörten aber nicht mehr auf sie weiter zu beleidigen und wurden immer ausfallender. Als sie aufstand und gehen wollte, wurde sie zurückgehalten. Sie haben sie rumgeschubst, betatscht und fortlaufend mit rassistischen Äusserungen beleidigt. Der eine hat sie dann festgehalten und versuchst seine Hand in ihre Hose zu stecken. Da hat sie ihn, so fest sie konnte, gebissen. Er liess ab, verpasste ihr eine Faust und sie knallte gegen die Wand. Das war der Moment in dem sie davonlaufen konnte. Sie sind ihr noch ein Stück nachgerannt, aber gaben irgendwann auf.

„ … und jetzt ist meine Tasche mit meinen Sachen noch da … und ich weiss nicht, was ich machen soll.“ Edona starrt apathisch die Tasse an, die sie fest in ihren Händen hält.

Die Wut in mir kochte weiter und weiter hoch, während Edona erzählt hat. „Wir sollten zur Polizei und die Arschlöcher anzeigen!“ meint Larissa, während sie einen Arm um Edona legt.

„Sag mir wo dieses Stück Scheisse wohnt!“ Ich steh auf, gehe ins Schlafzimmer und hole meine Kleider. „Nein! Beruhig dich!“ ruft Larissa mir hinterher. „Sag mir wo dieses Dreckschwein wohnt! Dafür werden die büssen!“ „Jetzt beruhige dich Ben! Das ist keine Lösung!“ schreit Larissa mich an. Edona sitz noch immer regungslos auf dem Sofa und starrt die Tasse an. „Keine Polizei.“ sagt sie leise. Larissa und ich schauen zu ihr. „Was hast du gesagt?“ fragt Larissa. „Keine Polizei.“ wiederholt sie.

Ich setze mich neben Edona und lege meinen Arm über ihre Schultern. „Dann sag mir wo er wohnt.“

Edona kramt einen Zettel aus ihrer Hosentasche. Darauf ist eine Telefonnummer, eine Adresse und unten rechts steht Michael mit einem kleinen Herzchen verziert.

Ich gebe Edona einen Kuss auf den Kopf, fahre ihr mit meiner Hand über den Rücken und stehe auf. Larissa stellt sich vor mich hin und legt mir ihre Hand auf die Brust. „Lass das. Bitte!“ Ich nehme ihre Hand und zieh sie von mir weg. „Nein.“ Ich zieh mir meinen Pullover über und ziehe mir meine Schuhe an. „Bitte Ben! Ich flehe dich an! Das ist keine Lösung! … du bekommst nur Ärger! Überlass das der Polizei. Bitte!“ Larissa hält mich fest. „Du hast sie gehört. Sie will nicht zur Polizei. Ausserdem, was machen die schon? Die unfähigen Bastarde.“ „Ich will nicht, dass dir was passiert! Verstehst du das denn nicht?“ Larissa fängt an zu weinen. „Es ist scheissegal was mit mir passiert. Niemand misshandelt meine Lieblingsmenschen. Niemand!“ Ich reisse mich von Larissa los und öffne die Haustüre. „Ich muss einfach … Du musst das verstehen.“ sage ich beim Rausgehen. „Ich verstehe es aber nicht!“ ruft Larissa mit hinterher.

Dann verstehst du es eben nicht, denke ich mir. Das spielt keine Rolle.

Ich warte an der Haltestelle auf die Tram und fahre mit, in Richtung Irchel.

Während ich dort durch das Quartier gehe, schwirrt mir pausenlos durch den Kopf, was diese Ratten, Edona angetan haben.

Ich klingle. Nochmal. Nochmal. Beim vierten Mal ertönt das Geräusch des Türöffners. Ich drücke die Türe auf und gehe in den 3. Stock. Mike, der Mitbewohner von Jasa, steht in der Türe. „Alter, was klingelst du denn hier so wild rum, wie so ein geistig behinderter Postbote?“ er lacht. „Fresse Kurwa! Ist Jasa da?“ „Chill Alter! Nicht so aggro, Dicker … ja der ist da … Jasa!“ ruft Mike in die Wohnung. Jasa kommt zur Türe. „Was schreist du denn hier so rum? Nen Plan wie spät es ist, Kurac?“ Jasa verpasst Mike einen Nackenklatscher. Während dieser seinen Hinterkopf reibt, schaut mich Jasa an „Wasn los Dicker?“ „Michael. Sagt dir was?“ Er sieht mich fragend an. „Welcher Michael?“ „Michael aus Edonas Berufsschule.“ „Ah der..“ „Er dachte, es wäre eine gute Idee, mit 2 Freunden deine Schwester zu erniedrigen und misshandeln … die sind fällig!“ Ich sehe wie sich die Kiefermuskulatur von Jasa anspannt und sich seine Nasenlöcher weiten, während er tief einatmet. „Die haben was?!“ er unterdrückt ein Schreien. Er schüttelt den Kopf. „Fuck! Fuck! Fuck!“ Jasa zieht sich Schuhe an und sagt zu Mike, der etwas überfordert im Türrahmen steht: „Zieh dich an. Du musst uns fahren!“ Mike zögert kurz, nickt dann aber. Er zieht sich ebenfalls an und wir gehen runter auf die Strasse zu Mikes Auto.

Während der Fahrt erzähle ich den beiden ins Detail alles, was ich von Edon darüber weiss.

In dem Kaff angekommen, parkt Mike den Wagen auf der gegenüberliegenden Strassenseite. „Endstation.“ Wir steigen aus. „Du bleibst hier Mike.“ sagt Jasa. „Was? Nein. Ich komme mit. Ben hat gesagt die waren zu dritt. Ihr könnt da nicht zu zweit rein.“ „Wir wollen dich da nicht mit reinziehen.“ „Hey! Ich kenne Edona auch! Und diese Schweine kotzen mich an! … Mir egal was ihr meint. Ich komme mit!“ Jasa schaut mich an. Ich zucke gleichgültig mit den Schultern. „Na dann komm mit.“

Wir überqueren die dunkle Strasse. In den Haus brennt noch Licht. Jasa klingelt lange. Ein Typ öffnet die Türe. „Michael?“ fragt Jasa. „Äh.. Ja? Und ihr seid?“ Die Frage beantwortet Jasa umgehend mit einer gerade durchgezogenen Faust in sein Gesicht. Der Typ torkelt rückwärts ins Haus. „Jebem!“ schreit Jasa, geht ihm nach und verpasst ihm einen Tritt. Er fällt zu Boden. Ich hole aus und trete ihm in den Bauch. „Na?! Findest du das geil?! Stehst doch drauf! Gib es zu! Erniedrigung. Missbrauch. Quälen! Dass doch genau dein Ding! Skurvysyn!“ Mike schnappt sich einen Schirm von der Garderobe und zieht ihn damit eine über. „Liebe Grüsse von Edona du Drecksau!“. Ein Poltern ertönt hinter der einen Türe. Sie geht auf. 2 andere Typen stehen plötzlich im Flur. „Was ist denn hier.. oh scheisse!“ ruft der eine aus. Sie sehen uns erschrocken an und verschwinden wieder hinter der Türe. Man hört, dass sie sie von innen abschliessen und irgendein aufgeregtes Gemurmel. Ich hämmere mit der Faust gegen die Türe. „Macht sofort dieses scheiss Ding auf!“ brüll ich sie an.

Nichts tut sich.

„Mach Platz!“ Jasa drückt mich zur Seit und fängt an, gegen die Türe zu treten. Sonderlich stabil ist dieses Ding nicht. Nach ein paar Mal treten und sich dagegen Stürzen hat Jasa sie aufgebrochen. Wir gehen die Treppe runter und da stehen die zwei Anderen. „Hört zu. Keine Ahnung was ihr wollt von uns. Wir haben nichts getan.“ sagt der eine und kommt langsam ein paar Schritte auf uns zu. „wollt ihr Geld? Ich hab nicht viel, aber ihr könnt alles haben.“ Er wirft uns seinen Geldbeutel vor die Füsse. „Nichts getan? Ihr habt nichts getan?!“ Jasa fängt an zu lachen. „Das sehen wir anders!“ schreit Jasa ihn an, während er auch ihm eine verpasst. In diesem Moment rumpelt es über uns. „Drecksack!“ ruft Mike und rennt nach oben. In diesem Moment versucht der dritte Typ über ein Kellerfenster abzuhauen. „Hier geblieben, Kurwa!“ brüll ich und versuche ihn aufzuhalten, krieg aber nur einen seiner Schuhe zu fassen. Ich trete den Typ im Keller beim Vorbeirennen und laufe die Treppe hoch. Dort ist Mike mit diesem Michael beschäftigt. Ich sprinte raus, ums Haus rum und sehe wie der dritte davonrennt. So schnell ich nur kann, renne ich ihm nach. Ein paar Häuser weiter habe ich ihn eingeholt und trete ihm gegen ein Bein. Er fällt zu Boden. Er sieht mich verängstigt an, streckt mir seine Arme und Beine entgegen und fleht: „Bitte, bitte tu mir nichts! Ich habe dir doch nichts getan. Bitte, bitte … ich mach auch alles was du willst.“ „Nichts getan, ja? … Du erniedrigst andere Menschen. Du behandelst sie wie ein Stück Dreck und fühlst dich dabei wohl auch noch überlegen … Nein, du hast bestimmt nichts getan!“ schreie ich ihn an. In diesem Moment sehe ich die Bissspuren an seinem Linken Unterarm.

„Ich zeige dir jetzt wie sich das anfühlt, wenn man misshandelt wird!“

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Info: Das Leben und Ben

Das Leben und Ben

Ein Projekt, dass ich hiermit starte.
Ich weiss noch nicht wo das ganze hinführen und enden wird.
Es soll eine Geschichtensammlung werden, die als ganzes zu einem Roman verschmelzen kann.

In kleinen Happen werde ich hier Stück für Stück veröffentlichen.
Wenn euch gefällt was ich hier treibe, lasst es mich wissen.
..wenn nicht. Behalt es für dich. Ich geh nur auf konstruktive Kritik ein.

Hier gehts zum Prolog.

Ich würde mich über Inputs und Ideen freuen.

Hier oder über das Formular.

 

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Von das Vorwort

Na, ihr Pimmler..

Das Vorwort steht.
Wer würde sich das Buch kaufen?

Vorwort

„Wenn ich dir mal einen Rat geben darf, nimm keine Ratschläge an!“

So oder ähnlich würde ich das Mantra dieses Buches definieren.

Dieses Buch ist kein Ratgeber dafür, mit deinem Leben besser umgehen zu können.
Kein 10 Schritte Programm für deine Selbstverwirklichung.
Dieses Buch kann Gefühle verletzen, zum Nachdenken anregen, als Untersatz dienen oder als Dekorationselement dein Zuhause verschönern.
Es eignet sich nicht zwingend dazu, deine Eltern oder Frauen zu beeindrucken.
Dieses Buch hilft dir nicht dabei, reich und berühmt zu werden.
Aber vielleicht uns.

Ist es autobiografisch?
Sind es Memoiren?
Jein.
Dieses Buch ist der Dauerlutscher, der auf den Boden gefallen ist, aufgehoben wird, mit der unlogischen Begründung: „war ja nur ganz kurz im Dreck.“ abgeleckt und zurück in den Kindermund gesteckt wird.
Mehr ist da nicht.

Vielen Dank für dein Geld.
Seid lieb!
Schönes Leben noch.