„Was ist mit den Beiden da drüben?“ Jasa zeigt auf ein Pärchen, dass den Läden entlang schlendert. Ein älterer, glatzköpfiger Herr im Anzug und eine junge, blonde Frau in einem Pelzmantel.
Wir sitzen an der Tramhaltestelle auf dem Paradeplatz und beobachten das Geschehen.
„Definitiv Touristen.“ „Aber es könnte doch auch ein Chef von einer der Banken sein, der seine Mittagspause mit seiner Tochter verbringt.“ meint Jasa. „So wie sie an ihm dranhängt, hoffe ich mal nicht, dass das seine Tochter ist.“ „Vielleicht ist es ja die Stieftochter.“ Wir müssen lachen. „Eklig… Ich denke trotzdem nicht, dass jemand um 10.00 Uhr schon Mittagspause macht.“ „Ja, ok.“ Jasa stupst mich mit seinem Ellenbogen an und grinst. „aber das schliesst die Stieftochter-Theorie nicht aus.“ Wir müssen wieder lachen.
„Und was läuft bei denen?“ Er zeigt auf eine kleine Gruppe Leute, die ein paar Meter hinter dem Pärchen sind. „Das müssen Touris sein. Keine Frage.“ „Bloss weil es Asiaten sind? Hier leben auch Asiaten, falls dir das noch nicht aufgefallen ist.“ „Was? Nein! Darauf bezieh ich das doch gar nicht. Die haben nur fast alle einen Fotoapparat in der Hand. Kuck doch..“ Jasa grinst. „Weiss ich doch, Alter. … Ich zieh dich nur auf.“ „Depp.“
„Weisst du, was ich denke?“ Unterbricht Jasa unsere Gesprächspause. „Bin ich ein Hellseher?“ „Ich denke, die haben die ganze Bahnhofstrasse nur für die Touristen gebaut.“ „Wie kommst du denn darauf?“ „Na, weil hier immer so viele davon sind.“ „Hier kann man halt gut Bummeln. Hier gibts viele Läden und ein paar Restaurants.“ „Ja eben. Extra für die Besucher. Oder warst du schon mal in einem der Läden hier und hast was gekauft?“ Ich denke kurz nach.
„Ja klar. Und du auch, du Holzkopf. … ich war schon oft im Franz Carl Weber und im St. Annahof.“ Ich seh ihm an, dass er nachdenkt. „Ok… Aber der ganze Rest ist doch nur für Touris.“ „Ich weiss nicht. Deine Theorie hinkt … wir hängen ja auch hier rum.“ „Ja, aber ich hab mir heute weder eine Uhr noch einen Pelzmantel gekauft. Du etwa?“ Ich muss lachen. „Nein. Hatte noch keine Zeit.“ Jasa muss ebenfalls lachen.
„Siehst du den Typen da drüben, mit seiner kleinen Box?“ Ich stupse Jasa an und zeig auf den Mann, der gerade aus der Confiserie Sprüngli kommt. Jasa nickt. „Da sind bestimmt Luxemburgerli für seine Frau drin.“ Jasa sieht mich fragend an. „Und? Luxemburgerli sind doch lecker.“ Ich nicke. „Ja schon. Aber Onkel Jan hat mal gesagt, dass Männer, die ihrer Frau Luxemburgerli nachhause bringen, ein schlechtes Gewissen haben.“ „Ist das so?“ „Sagt er zumindest.“ „Na dann. … Was hat er wohl angestellt?“ „Vielleicht hat er ja auch seine Frau mit seiner Stieftochter betrogen.“ Wir müssen laut lachen.