Hi. Ich bin Ben. 16 Jahre.
Es ist Sommer 1998, ich bin ziemlich angetrunken und versuche gerade meinem besten Freund Jasa zu erklären, dass seine Schwester und ich letzte Nacht gefickt haben.
Zugegeben, es gibt bessere Gegebenheiten, um ihm das zu verklickern, als besoffen im Club.
Sonntagnachmittag im Proberaum, nachdem er die dritte Bong angeheizt hat zum Beispiel.
Denke er wäre dann entspannter.
So «Hey übrigens, ich hatte Sex mit Edona. Macht dir doch nichts aus oder?»
Verdammte Grütze. Warum habe ich das denn überhaupt gemacht?
Ich meine klar, es gehören immer Zwei dazu … aber eben.
Obwohl, ich weiss ja nicht wie er reagieren wird.
Vielleicht fasst er es ja wirklich ganz ruhig und sachlich auf.
Vielleicht.
Ich sehe, wie sich seine Augenlider schliessen, seine Stirn runzelt und seine Kiefermuskulatur anspannt.
Wem mach ich was vor.
Mit der Schelle hätte ich rechnen können.
Er setzt zu einer zweiten an, aber ein Security stellt sich vor ihn.
Irgendwas von wir sollen uns benehmen bla bla.
Jasa beleidigt die Mutter des Türstehers und fühlt sich wohl gerade sehr witzig.
Er schaut am Oberarm des bulligen Kerls vorbei zu mir und grinst sich ein Loch in die Visage.
Ich muss auch lachen und stimme mit ein.
Edona, die das ganze beobachtet, fasst sich an die Stirn und schüttelt den Kopf.
Zugegeben, das stelle ich mir nur vor.
Sie steht hinter mir, nicht in meinem Sichtfeld.
Aber da sie sehr oft wegen irgendwelchen Aktionen von uns den Kopf schüttelt … ganz bestimmt auch jetzt.
Dem Türsteher wird’s zu blöd. Er pfeift einen Kollegen zu sich.
War ja so klar, dass wir Affen wegen unserem Verhalten aus dem Club buxiert werden.
Nachdem wir unser Kontingent an «Jebo te» und «Skurwysyn» aufgebraucht haben, schafft es Edona uns von dem Club weg zu lotsen und keift uns erst mal ein Runde an.
«Was zu Teufel ist denn bloss los mit euch? Wir wollten doch nur ein bisschen feiern und ihr baut wieder nur Scheisse!»
Breitbeinig, mit den Händen in der Hüfte steht sie da und wartet mit wütendem Gesichtsausdruck auf eine Erklärung von uns.
«Du bist an allem Schuld.» ruft Jasa aus und zeigt auf seine Schwester.
«Ich bin schuld?», sie läuft ein paar Meter hin und her bevor sie uns wider anschaut. «Ich?! … Jebem … wer hielt es für eine gute Idee, den Türsteher als Hurensohn zu bezeichnen? Ich wa..»
Jasa fällt ihr ins Wort. «Chill! Darum geht’s doch gar nicht. Du hattest Sex mit ihm!» Ohne mich anzusehen zeigt sein gestreckter Arm inklusive ebenso gestreckter Mittelfinger auf mich. «Kannst du mir das erklären, Sis?»
«Lass sie Jasa. Ich kann dir das erklären.», versuch ich dazwischen zu gehen.
«Du hälst die Klappe!», brüllt er mich an. «Das ist eine Sache zwischen ihr und mir!»
«Ja und?!», schreit Edona ihren Bruder an. «Was solls? Hatten wir eben Sex. Was ist schon dabei? Du hast mir nicht vorzuschreiben was ich darf und was nicht!»
Sie wendet sich ab und läuft in Richtung Escher Wyss davon.
Ich hab keine Ahnung was ich machen, geschweige denn sagen soll.
Jasa und ich schauen uns abwechselnd an und dann wieder ihr nach.
Ich schüttle den Kopf und geh ihr hinterher.
Als ich sie eingeholt habe, lege ich meine Hand auf ihre Schulter und stelle mich vor sie.
«Warte doch mal kurz. Es tut mir leid … der ganze Scheiss war doch nur meinetwegen. Hätte ich es einfach für mich behalten …»
«Halt die Klappe.», fällt sie mir ins Wort. «früher oder später hätten wir es ihm sowieso sagen müssen. Vielleicht war einfach der Zeitpunkt etwas doof … so strategisch gesehen … du Trottel.» sie schaut mich an und grinst.
«Ja … Trottel … dafür bin ich Stadtbekannt», sag ich und lächle zurück.
«Wo ist eigentlich Jasa hin?»
Wir schauen uns beide um. Weit und breit kein Jasa zu sehen. Ich schüttle den Kopf. «Kein Plan.»
«Begleitest du mich noch nach Hause?», will sie von mir wissen.
Ich nicke und wir spazieren los.
Wortlos schlendern wir zusammen der Limmat entlang.
«Wusstest du …», unterbrich ich das Schweigen. «dass Pinguine verdammt gut sehen können unter Wasser?»
«Pinguine?», sie bleibt stehen und schaut mich an. «wie kommst du denn jetzt auf Pinguine?»
«Weiss nicht … wenn ich nervös bin … denke ich … Pinguine sind halt voll coole Tiere. Nicht?.», stammel ich vor mich hin.
«Ja, Pinguine sind süss. Aber was ich gerade spannender finde … wenn du nervös bist? Warum bis du denn nervös? Der grosse, böse, ich geb einen Fick auf alles Ben ist nervös? … sag.»
Sie stellt sich nahe vor mich hin.
Weil sie einen Kopf kleiner ist als ich, kuckt sie mich von unten mit ihren grossen Augen an und stupst mich mit ihrem Finger in den Bauch. «Jetzt sag schon. Warum bist du denn nervös? Pinguin.» Sie lächelt.
Das ist der Moment, sag ich mir. Küss sie! Jetzt!
Das hast du schon mal hingekriegt, dass geht jetzt auch nochmal!
Kurz muss ich an Jasa denken.
Dann fällt mir wieder ein, dass er mir vor etwas 40 Minuten eine verpasst hat. Und überhaupt, er ist nicht da. Und ich mag sie halt wirklich. Klar, ihn auch .. aber …
«Fuck it!», murmle ich.
«Was?», will Edona wissen.
«Egal.», antworte ich ihr, fahre mit meiner rechten Hand über ihren Hals zu ihrem Nacken, zieh sie noch näher an mich ran und küssen sie.
Ja, sorry. Tut mir leid. Gibt jetzt halt auch eine kleine Lovestory hier. Kann ich auch nichts für.
Musst du einfach durch.
Aber hey, ich erspar die Details, ok?
Landen nochmal in der Kiste.
Zufrieden?
Eine Antwort auf „Kapitel 1 – #1 «Wenn ich ehrlich bin, war ich schon immer bisschen in Edona verknallt.»“
[…] Hier gehts zum ersten Kapitel […]